schule - © Foto: Unsplash

Frust und Bildungsverlust: „Corona soll weg sein“

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Bringt der Schulbeginn wieder Frust und Bildungsverlust – oder neue „Normalität“? In die Erwartung und Vorfreude von Kindern, Eltern und Lehrkräften mischt sich Verunsicherung.

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Bringt der Schulbeginn wieder Frust und Bildungsverlust – oder neue „Normalität“? In die Erwartung und Vorfreude von Kindern, Eltern und Lehrkräften mischt sich Verunsicherung.

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„Home-Schooling und Homeoffice gehen sich einfach nicht aus. Ich hoffe, das Thema ist für heuer endgültig vom Tisch“, sagt Corinna Jungwirth. Die 44-jährige Architektin ist es gewohnt, organisiert und strukturiert zu arbeiten. Was sie hasst? Planungsunsicherheit! Doch diese stand für sie und hunderttausende Eltern schulpflichtiger Kinder in den letzten eineinhalb Jahren auf der Tagesordnung. „Die Informationen kamen immer sehr kurzfristig, und die Elternbriefe aus dem Ministerium waren selbst für mich als Muttersprachlerin mit akademischer Bildung kaum zu verstehen“, ärgert sich Jungwirth, die als Klassenelternvertreterin jedes Mal zig Fragen beantworten und Übersetzungsarbeit leisten musste.

Auch Daniel Kramer, der sich im zweiten Bildungsweg als Pädagoge ausbilden ließ und vor zwei Jahren an einer Wiener Neuen Mittelschule zu unterrichten begonnen hat, blickt ernüchtert zurück: „Ein paar Wochen ‚Dahinwursteln‘ war okay. Es konnte niemand vorausahnen, was da auf uns zukommt. Aber auch ein Jahr später hätte ich bei keiner politischen Entscheidung den Willen erkannt, Kinder und Bildung in den Mittelpunkt zu stellen.“ Seine bisherige Unterrichtszeit bezeichnet Kramer rückblickend als Himmelfahrtskommando. „Im Grunde gab es ab März 2020 keinen ordentlichen Unterricht mehr. Während der Ampelphase Orange habe ich mit einer einzigen Kollegin zusammen eine Klasse in allen Fächern unterrichtet. Auch wenn das an Mittelschulen teilweise gelebte Praxis ist: Ich finde, es ist eine Zumutung für alle Beteiligten.“ Er sei nicht dafür ausgebildet, Physik zu vermitteln– und die Schülerinnen und Schüler hätten sich kompetente Fachkräfte verdient. Versuche wie zwei Tage Präsenzunterricht und drei Tage Home-Schooling seien an seiner Schule kläglich gescheitert. „Vier, fünf Kinder pro Klasse waren einfach nicht erreichbar“, erzählt Kramer. „Wenn die Eltern nicht mitmachen, sind wir chancenlos. Wir haben Kinder verloren. Punkt.“

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