Maturanten - © Foto: iSotck/monkeybusinessimages

Matura: Reife Prüfung nach der Krise

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Die Corona-Krise zwingt zum grundsätzlichen Nachdenken – auch über die diesjährige Zentralmatura. Doch wie könnte eine tatsächlich Lebensnutzen bringende Reifeprüfung in Zukunft aussehen? Eine Vision.

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Die Corona-Krise zwingt zum grundsätzlichen Nachdenken – auch über die diesjährige Zentralmatura. Doch wie könnte eine tatsächlich Lebensnutzen bringende Reifeprüfung in Zukunft aussehen? Eine Vision.

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Die Corona-Krise als „Chance“ zu bezeichnen, grenzt an Zynismus – wie auch die naive Begeisterung über den angeblichen Segen der durch sie verursachten „Entschleunigung“. Trotz aller finanzieller Hilfen der Bundesregierung ist die aktuelle Krise für ­Hunderttausende, wenn nicht für Millionen, eine ökonomische und damit auch eine private Katastrophe. Doch neues Denken, neues (Mit-)Fühlen und neues Handeln in allen Bereichen sind Notwendigkeiten, auf die Corona unsere Köpfe mit Wucht hinstößt.

Das betrifft auch die Matura, die nicht erst seit Corona, sondern bereits seit Jahren in der Krise ist. Teils der Grundrechnungsarten und des sinnerfassenden Lesens nicht mächtige Maturanten, die Klagen der Universitäten darüber, der schleichende Verlust der Bedeutung der Reifeprüfung als generelle Studienberechtigung: All ­dies zwingt, die Matura generell und ganz besonders ihre derzeitigen, von halbherzigen Reformen gebeutelten Ausprägungen – Stichwort „teilzentral“ – zu überdenken.

Lehren aus der „Spanischen Grippe“

Medizinhistoriker verweisen darauf, dass die „Spanische Grippe“, die in den Jahren 1918 bis 1920 weltweit rund 50 Millionen Todesopfer gefordert hat, deswegen in immer neuen Wellen wüten hat können, weil die sinnvollen Maßnahmen – Quarantänen, Schließung von Schulen, Veranstaltungsverbote – jeweils viel zu früh, nämlich bei ersten Anzeichen einer Entspannung, gelockert oder aufgehoben worden sind. Die Folge war ein länger als zwei Jahre währendes, alle Weltgegenden erfassendes tödliches „Perpetuum Mobile“.

Ein solcher verhängnisvoller Fehler wird sich hoffentlich 2020 nicht wiederholen! Für die Matura bedeutet dies, dass sie in sinnvoller Form vermutlich nicht im ersten Halbjahr wird stattfinden können. (Laut Bildungsminister Heinz Faßmann wird nach Ostern entschieden, ob die Matura tatsächlich wie geplant ab 18. Mai starten soll oder nicht, Anm. d. Red.) Sie auf den Herbst zu verschieben, ist freilich ebenfalls kaum eine sinnvolle Option: zu wenig Zeit für Vorbereitungen wegen der Sommerferien, die kaum zu canceln sein dürften, der Beginn des Studienjahres an den Unis, drohende Teilblockade des regulären Unterrichts­betriebes am Schulbeginn und so weiter.

Am sinnvollsten wäre es, dem Rat jener schulpraktisch orientierten Experten zu folgen, die eine „Krisenmatura“ vorschlagen, die vollständig auf Prüfungen verzichtet und ein Maturazeugnis vorsieht, das aus den Lernergebnissen der vorletzten Klasse und des im Februar 2019 zu Ende gegangenen Semesters komponiert ist. Die öffentliche Präsentation der vorwissenschaftlichen Arbeiten kann über das Internet erfolgen. Die Entspannung, die diese Regelung mit sich bringen würde, wäre eine Entlastung für tausende Maturanten, Eltern und Lehrer, die ohnehin noch nie dagewesene Herausforderungen zu bewältigen haben.

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