Matura - © Illustration: Rainer Messerklinger

Streitpunkt Mündliche Reifeprüfung

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Gerechtigkeit, Verantwortung, Solidarität, Zukunftsängste, gesellschaftliche Leistungsansprüche – in der Debatte um die Freiwilligkeit der „Mündlichen Matura“ geht es um weit mehr als den Konfliktpunkt selbst. Ein Streitgespräch zwischen Schülersprecher Mati Randow und dem ehemaligen Gymnasialdirektor Christian Schacherreiter.

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Gerechtigkeit, Verantwortung, Solidarität, Zukunftsängste, gesellschaftliche Leistungsansprüche – in der Debatte um die Freiwilligkeit der „Mündlichen Matura“ geht es um weit mehr als den Konfliktpunkt selbst. Ein Streitgespräch zwischen Schülersprecher Mati Randow und dem ehemaligen Gymnasialdirektor Christian Schacherreiter.

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Die Entscheidung von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP), die mündliche Matura ab heuer wieder als verpflichtend einzuführen, polarisiert. Während viele angehende Maturant(inn)en lautstark protestieren, argumentieren Befürworter, dass eine konventionelle Reifeprüfung auch in Krisenzeiten zumutbar sei. Zu letzteren gehört der Germanist und ehemalige Gymnasialdirektor Christian Schacherreiter. Die FURCHE lud ihn und den Schülersprecher Mati Randow zu einer (Online-)Debatte, innerhalb derer sie ihre jeweiligen Positionen verteidigen.

DIE FURCHE: Warum ist es für den aktuellen Matura-Jahrgang sinnvoll – oder eben nicht –, so wie die vergangenen beiden Jahrgänge ohne mündliche Prüfung die Schule zu beenden?
Christian Schacherreiter bittet Mati Randow um die erste Antwort, da dieser in der Offensive sei, ein Anliegen vertrete, das es darzustellen gilt. Er beansprucht für sich zu reagieren und weniger zu agieren.

Mati Randow: Die Situation in den Schulen ist jetzt keinesfalls normaler als 2021. Ja, wir hatten keine bundesweiten Schließungen mehr. Gleichzeitig befinden wir uns nach wie vor in einer Ausnahmesituation. Wir werden Tag für Tag damit konfrontiert, wann wir wie viel Stoff versäumt haben, den es jetzt aufzuholen gilt. Warum man sich gerade bei unserem Jahrgang dafür entscheidet, eine Matura wie vor der Krise durchzuziehen – mit ein paar Anpassungen, die will ich auch nicht runterspielen – ist für mich unbegreiflich. Der aktuelle Maturajahrgang hat sicher keine Ausgangssituation, die mit Vorpandemiezeiten vergleichbar wäre.

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Christian Schacherreiter: Irgendetwas hat ja stattgefunden im Unterricht. Dass das nicht in diesem Ausmaß, zum Teil auch nicht in dieser Qualität passiert ist, wie im Normalbetrieb, das würde ich durchaus zugestehen. Aber: In reduzierter Form können wir durchaus heuer wieder mit der mündlichen Matura beginnen. Das halte ich für zumutbar. Denn die Pandemie wird uns noch länger erhalten bleiben und daher können nicht stets Sondermaturen durchgeführt werden. Natürlich mag die Belastung etwas höher sein. Aber ich denke, zum Qualitätskriterium Studierfähigkeit gehört auch dazu, dass man mit einer etwas schwierigeren Situation umgehen kann. Schwierigkeiten werden den jungen Menschen in naher Zukunft auf den Universitäten, Fachhochschulen usw. auch begegnen. Gleichwohl habe ich den Eindruck Herr Randow, Ihre Argumentation mündet in eine Gerechtigkeitsdebatte. Sie halten es für ungerecht, dass sie nicht mehr exakt dieselben Erleichterungen haben werden, wie die beiden Maturajahrgänge vor Ihnen. Dieses Gefühl kann ich nachvollziehen. Die Aufregung darum halte ich für überzogen.

Randow: Ich gebe Ihnen Recht, dass man nicht auf ewig Sondermaturen durchführen kann. Doch der Status quo ist: Wir sind noch nicht in der Endemie. Vielmehr haben wir Infektionszahlen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß. Knapp 14 Prozent aller Pflichtschüler(innen) haben sich seit Ende der Weihnachtsferien angesteckt. Von der Normalität sind wir weit entfernt. Zu Ihrem Argument, dass auf uns noch viele Herausforderungen zukommen werden: Wir beweisen seit 2020, dass wir neben den Herausforderungen, die es in der Maturavorbereitung grundsätzlich gibt, uns immer wieder auf neue Maßnahmen einstellen müssen und mussten. Wir haben gelernt, mit unzähligen Belastungen zu leben. Wir haben Verantwortung übernommen, für andere, vor allem für Ältere und nicht zuletzt für uns selbst. Jetzt unsere Reife daran festzumachen, ob wir in 15, 20 Minuten auf vorgefertigte Fragen antworten können, finde ich unangemessen.

Die Reife wird nicht dadurch nachgewiesen, dass man zu zwei Fragen etwas sagen kann. Es geht um die Dialogfähigkeit.

Christian Schacherreiter

Schacherreiter: Sie sprechen damit eine Grundsatzfrage an. Die Reife wird nicht dadurch nachgewiesen, dass man zu zwei Fragen etwas sagen kann. Es geht um die Dialogfähigkeit, die mündliche Präsentationskompetenz. Ja, man kann entgegnen, dass man das im Laufe der ganzen Schulzeit geübt, nachgewiesen hat. Aber der mündlichen Prüfung als ritueller Schlussakt einer höheren Schule ihre Legitimation abzusprechen, ist falsch.

Randow: In der mündlichen Matura werden zwei bis drei Fragen gestellt und man hat darauf zu antworten. Die Möglichkeit, sich rhetorisch zu präsentieren, sehe ich hier nicht. Um des Rituals willen an einem Ritual festzuhalten, sehe ich kritisch. Das wird den aktuellen Gegebenheiten nicht gerecht.

DIE FURCHE: Um was geht es wirklich in der Causa „Mündliche Matura“? Welcher Konflikt, der in der Gesellschaft schwelt, bricht sich hier Bahn? Hier die einen, die nicht verstehen, warum die Jungen aufbegehren, dort die anderen, die sich ungerecht behandelt fühlen…
Randow: Bis auf Stimmen wie die von Konrad Paul Liessmann (der Philosoph hatte u.a. in der Kleinen Zeitung argumentiert, die ohnehin privilegierte AHS-Schülerschaft würde sich nicht mehr anstrengen wollen, Anmerkung der Redaktion) habe ich den Eindruck, dass die ältere Generation durchaus Verständnis für die Belastung der Jüngeren aufbringt. Vielmehr hinkt die Politik dieser Entwicklung hinterher.

Schacherreiter: Das Aufeinander-Zugehen findet viel mehr statt, als dass in meiner Jugend der Fall war. Wir müssen aber auch ehrlich sein – das Bedürfnis sich vor Leistungsanforderungen auch einmal zu drücken, ein bisschen das Opfer zu mimen, das ist nicht nur jetzt so, das kam bereits in der Antike vor.

Randow: Natürlich geht es in Wahrheit um mehr als die mündliche Matura. Uns Jungen wurde am Anfang der Pandemie viel Verantwortung übertragen. Und wir haben sie übernommen. Und diese Solidarität, die wir gezeigt haben, die bekommen wir nicht zurück. Es gibt unzählige Studien zur psychischen Belastung von jungen Menschen, zudem erkranken immer mehr. Fakt ist: Weder körperlich noch mental geht es uns gut. Die Politik lässt uns im Stich. Die Schaffung des Amtes der Jugendstaatssekretärin ist eine Farce. Es fallen Floskeln wie „Junge Menschen müssen jetzt Priorität haben“, aber letztlich wird dem nicht Folge geleistet. Auch abseits von Corona trifft das zu. Man hat das gemerkt bei der Klimakrise, oder vor einem Jahr bei den Abschiebungen, nun auch aktuell bei der Räumung der Lobau-Camps. Unabhängig vom Konfliktpunkt an sich ist der Umgang von Entscheidungsträger(inne)n mit Jugendlichen fragwürdig.

Meine Generation ist in einem neuen Ausmaß mit Krisen konfrontiert: Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Donald Trump als US-Präsident, Klimakrise und jetzt die Pandemie.

Mati Randow

DIE FURCHE: Was sagen Sie zu der Behauptung, junge Menschen spielten das Opfer, Herr Randow?
Randow:
Diese Aussage verkennt die Leistungen, die wir gegenwärtig erbringen. Eine Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn die Generationen Verständnis füreinander haben. Wenn die ältere der jüngeren vorwirft, sie würde sich drücken, dann sage ich: Das stimmt einfach nicht!

Schacherreiter: Herr Randow, ich glaube, wir sollten aus diesen Verallgemeinerungen heraus. Es gibt in jeder Schülergeneration einen Teil, der sich bemüht, anstrengt. Andere wiederum haben den Ernst noch nicht entwickelt. Wieder andere werden diesen Ernst, sich in einer leistungsorientierten Gesellschaft zurecht zu finden, nie entwickeln. Menschheit ist etwas Durchwachsenes. Ebenso die Jugend. Und es ist meiner Meinung nach eine Frage der Ehrlichkeit, zuzugeben, dass eine gewisse Leistungsanforderung zumutbar ist. Das hat nichts mit einer generellen Verurteilung einer Generation zu tun. Das wäre zu billig.

Randow: Meine Generation ist in einem neuen Ausmaß mit Krisen konfrontiert, wächst mit ihnen auf. Die Post-Millennials hatten in ihrer Kindheit die Finanzkrise, später die Flüchtlingskrise, dann Donald Trump als US-Präsidenten. Wir haben einen Ausblick auf die Zukunft, der düster ist: Stichwort Klimakrise. Und jetzt haben wir eine Pandemie.

Schacherreiter: Ihre Schilderung erweckt den Eindruck, keiner Generation vor Ihnen hat das Leben derartige Zumutungen verpasst wie der Ihren. Diese Selbsteinschätzung erscheint mir eigenartig. Auch angesichts der Zumutungen, der etwa die Kriegs- bzw. Nachkriegsgeneration ausgesetzt war. Inwieweit haben Sie unter Donald Trump gelitten? Für den durchschnittlichen österreichischen Gymnasiasten – sofern er keinen Migrationshintergrund hat – waren sämtliche Ereignisse, die Sie aufgezählt haben, eine überschaubare Belastung.

Randow: Man kann nicht immer die Kriegsgeneration als Maßstab heranziehen. Das Ziel sollte sein, dass es immer besser wird. Und in Bezug auf Trump: Wir sind Digital-Natives, sind vernetzt, kriegen alles mit auf der Welt. Der amerikanische Präsident ist der mächtigste Mann der Welt. Natürlich ist man besorgt, wenn dieser Donald Trump heißt. Alle Ereignisse, die ich aufgezeigt habe, wirken sich auf unsere Zukunft aus. Die Folgen werden uns betreffen. Und gleichzeitig ist es die unmittelbare Unsicherheit durch die Pandemie. Derzeit sind wir durchgehend in Gefahr, uns mit einem Virus anzustecken, das weltweit Millionen Todesopfer gefordert hat.

Schacherreiter: Die Unsicherheit ist die Existenz des Menschen. Alle Generationen haben damit umgehen müssen. Und frühere Generationen hatten noch weniger Möglichkeit, etwas Wirkungsvolles dagegen zu tun. Ich glaube in diesem Sinne gibt es einen Fortschritt.

Randow: Und Sie werden mir zugestehen, dass ich es für notwendig erachte, dass wir das, was die Angst auslöst, bekämpfen. Es müssen schlicht grundsätzliche Dinge, wie „Das Recht auf Bildung“ oder „Das Recht auf Gesundheit“ gesichert sein.

Randow mati - © Foto: Klara Pernsteiner

Mati Randow

Mati Randow ist Schulsprecher des GRG 6 Rahlgasse (Wien-Mariahilf) und Bildungsaktivist. Er wird 2022 maturieren.

Mati Randow ist Schulsprecher des GRG 6 Rahlgasse (Wien-Mariahilf) und Bildungsaktivist. Er wird 2022 maturieren.

Schacherreiter - © Foto: Walter E. Blumberger

Christian Schacherreiter

Der Germanist, Literaturkritiker und Autor Christian Schacherreiter war bis 2016 Gymnasialdirektor in Linz.

Der Germanist, Literaturkritiker und Autor Christian Schacherreiter war bis 2016 Gymnasialdirektor in Linz.

Schacherreiter: Wer gibt Ihnen denn das Recht auf Gesundheit? Die Natur? Der liebe Gott? Die Politik?

Randow: Es gibt ein verfassungsmäßig verankertes Kinderrecht auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit.

Schacherreiter: Ja, gut, das kann man alles in ein Gesetz hineinschreiben und man kann auch einiges tun dafür, aber…

Randow: … in der Verantwortung der Bundesregierung liegt es, das durchzusetzen. Und Sie werden mir zustimmen, dass das „erreichbare Höchstmaß an Gesundheit“ nicht erreicht wird, wenn sich zehn Prozent der Jugendlichen mit Covid infizieren.

Schacherreiter: Und was wäre Ihrer Ansicht nach das, was die Politik tun müsste, damit dieses Höchstmaß erreicht wird? Ist der Weg zur Gesundheit, die mündliche Matura sein zu lassen?

Randow: Das Höchstmaß kann man erreichen, wenn man für sicheren Präsenzunterricht sorgt. Von der „Future Operations Plattform“ wurden längst Konzepte vorgestellt, z.B. die Anschaffung mobiler Luftreiniger, die das ermöglichen könnten. Von diesen notwendigen Vorkehrungen sind wir meilenweit entfernt. Die Regierung tut eben nicht alles, um unsere Gesundheit zu schützen. Und ja, wenn Sie so wollen: Die mündliche Matura ist tatsächlich ein Punkt, der unsere mentale Gesundheit verschlechtert. In den Schulen herrscht ein enormes Infektionsgeschehen, Klassen werden in Quarantäne geschickt usw. Und in diese Situation hinein wurde verkündet, dass es wieder eine normale Matura gibt. Hier merkt man schon, dass unsere Belastungen nicht wahrgenommen wurden.

Die Unsicherheit ist die Existenz des Menschen. Alle haben damit umgehen müssen. Wer gibt Ihnen denn das Recht auf Gesundheit? Die Natur? Der liebe Gott? Die Politik?

Christian Schacherreiter

DIE FURCHE: Lassen Sie uns diesen strittigen Punkt - die „Mündliche Reifeprüfung“ – noch einmal konkreter beleuchten. Muss der Mensch lernen, sein Wissen vor einem Plenum kundzutun, um erwachsen zu werden, wachsen zu können?
Schacherreiter:
Es gibt gute Gründe dafür, weshalb die mündliche Kompetenz seit vielen Jahren eine Lehrplanforderung ist. So spielt sich ein Großteil unseres sozialen Lebens über mündliche Kommunikation ab. Das Präsentieren von etwas ist ein Aspekt davon. Dazu gehört, dem anderen etwas erklären können. Ebenso gut gehört das Zuhören dazu. Und weil Sie, Herr Randow, auch immer dieses politische Moment hereinbringen – gerade das Bewusstsein für Sprache und auch für die problematischen Seiten der Rhetorik halte ich für essenziell.

Randow: Ich kann diesem Gedanken grundsätzlich schon etwas abgewinnen. Ja, es ist wichtig, sich präsentieren zu können. Aber die mündliche Matura hat sich im Vergleich zu früher verändert. Sie gibt einem nicht die Möglichkeit, sich zu präsentieren und zu beweisen. Tatsächlich bekommt man einen Zettel mit ein paar Fragen und muss den gelernten Stoff abrufen.

Schacherreiter: Das sind diese klassischen Pauschalisierungen, dieses Krankreden der Schule. Einerseits stimmt es, dass der Schüler sich in diesen 15, 20 Minuten nicht wirklich beweisen kann. Andererseits geht es in der mündlichen Matura um etwas, das mit Studierfähigkeit verbunden ist und das die mündliche Reifeprüfung abdeckt: Es geht darum, sich mit umfangreicheren Stoffbereichen auseinanderzusetzen und sich dann einer Prüfung zu stellen. Diese Fähigkeit braucht man später auf der Universität in noch viel gesteigertem Maße.

Randow: Ich höre bei Ihnen ein bisschen Resignation heraus. Sie werden mir zugestehen, dass ich als junger Mensch motiviert bin, Zustände zu verändern. Ich möchte einfach nicht alles hinnehmen, was unveränderbar scheint.

Schacherreiter: Das gestehe ich Ihnen durchaus zu. Ich glaube allerdings, dass sich Schule mehr verändert als viele meinen. Und ob es immer in die richtige Richtung geht, darüber kann man geteilter Meinung sein. Manchmal könnte man auch etwas, das sich bewährt hat, einfach mal sein lassen. Viele Debatten zur Schule halte ich für Reformphrasologie.

Ich höre bei Ihnen Resignation heraus. Sie werden mir zugestehen, dass ich als junger Mensch motiviert bin, Zustände zu verändern. Ich möchte einfach nicht alles hinnehmen ...

Mati Randow

DIE FURCHE: Um in einem anderen Zusammenhang erneut die Gerechtigkeitsfrage aufzuwerfen: Auch innerhalb der Jugend herrscht eine gewisse Asymmetrie. Hier die Berufsschüler(innen), deren Lobby weniger laut protestiert, dort die Maturanten, die als privilegiert gelten. Inwiefern müsste der „Gerechtigkeit-für-die-Jugend-Protest“ im Namen aller geführt werden?
Randow: Ich als Schüler einer AHS bin weit entfernt von der Realität eines Berufsschülers, eines Lehrlings. Ich stehe im Austausch mit ihnen, etwa mit der Lehrlingsgewerkschaft. Aber ich glaube nicht, dass es authentisch wäre, wenn ich versuchte, für sie zu sprechen. Ich wünsche mir auch, sie hätten mehr Platz im öffentlichen Diskurs. Unangebracht sehe ich die Aussage der Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm: Sie argumentierte, dass die Lehrlinge keine Erleichterungen hatten und wir deshalb auch die mündliche Matura machen sollten. Nach dem Motto: Weil es den einen schlecht geht, sollen es die anderen auch schlecht haben. Was in jedem Fall falsch ist, ist, dass wir gegeneinander ausgespielt werden.

Schacherreiter: Da trete ich jetzt ganz an die Seite von Herrn Randow. Die Dinge liegen etwas zu unterschiedlich, als dass man sie so einfach miteinander vergleichen könnte. Die Selbstbegrenzung von Mati Randow ist legitim. Was die Gesellschaft nicht aus der Debatte entlässt, dass Lehrlinge innerhalb der Coronakrise einem ganz besonderen Druck ausgesetzt sind.

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