Impfung  - © Foto: iStock/Prostock-Studio

Barbara Prainsack über Impfpflicht: "Diskriminierung ist nicht verboten"

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Ungleichbehandlung kann sachlich gerechtfertigt sein, betont Barbara Prainsack, Politologin und Mitglied der Bioethikkommission. Ein Gespräch über die Sinn und Grenzen einer Impfpflicht, Disco-Gutscheine als Anreiz, problematische Naturromantik und nötige Überzeugungsarbeit in den Communities.

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Ungleichbehandlung kann sachlich gerechtfertigt sein, betont Barbara Prainsack, Politologin und Mitglied der Bioethikkommission. Ein Gespräch über die Sinn und Grenzen einer Impfpflicht, Disco-Gutscheine als Anreiz, problematische Naturromantik und nötige Überzeugungsarbeit in den Communities.

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Steigende Infektionszahlen und schwindende Impflust haben eine Debatte über eine Impfpflicht bzw. kostenpflichtige PCR-Tests ausgelöst. Sind solche Vorschläge ethisch zu vertreten? Und in welchem Verhältnis stehen Freiheit und Solidarität beim Kampf gegen die Pandemie? Barbara Prainsack, Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Wien, ebendort Leiterin des Projekts "Solidarity in times of a pandemic" (SolPan) sowie seit 2009 Mitglied der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt, beschäftigt sich intensiv mit diesen Fragen. Die FURCHE hat mit ihr gesprochen.

DIE FURCHE: Die Vorsitzende der Bioethikkommission, Christiane Druml, hat sich unlängst dafür ausgesprochen, dass es nicht nur im gesamten Bildungs-, Pflege- und Gesundheitsbereich eine Impfpflicht geben sollte, sondern auch bei körpernahen Berufen wie Friseurinnen oder Fußpflegerinnen. Das gehöre zur „gesamtgesellschaftlichen Verpflichtung des Einzelnen“. Gehen Sie mit ihr konform?

Barbara Prainsack: In den großen Punkten sind wir uns in der Bioethikkommission einig. Aber natürlich haben wir unterschiedliche Nuancierungen. Ich war am Anfang prinzipiell gegen jede Impfpflicht, habe aber meine Meinung hinsichtlich der Gesundheitsberufe geändert: Wir haben gesehen, dass die Impfung relativ gut schützt, dass sie das Risiko der Virusweitergabe senkt und wenige Nebenwirkungen hat. Und gerade im Gesundheitsbereich hat man mit Menschen zu tun, die oft vulnerabel sind und nicht wählen können, ob sie sich dem engen Kontakt mit anderen aussetzen. Man sagt ja nicht freiwillig: Jetzt lasse ich mich wegen eines Schlaganfalls behandeln. Das erhöht die Verantwortung. Insofern bin ich hier klar für eine Impfpflicht. Bei Friseurinnen und Fußpflegerinnen ist das anders.

DIE FURCHE: Soll die Impfpflicht im Gesundheitsbereich nur bei neu Eintretenden oder allen Beschäftigten gelten?
Prainsack: Idealerweise für alle. Aber wenn es nur für neu Eintretende umsetzbar ist, sollte es für mich daran nicht scheitern.

DIE FURCHE: Und sollten das die Länder oder der Gesundheitsminister vorgeben?
Prainsack: Der Minister, absolut.

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