Die allgemeine Impfpflicht ist nicht vom Tisch

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Schaffen wir es ohne Impfpflicht? Eine Analyse des Status quo.

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Schaffen wir es ohne Impfpflicht? Eine Analyse des Status quo.

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Die Gretchenfrage lautet nicht: Brauchen wir eine allgemeine Impfpflicht? Sie lautet vielmehr: Schaffen wir es ohne? Dass sich gegenwärtig weder die Regierungsspitze noch eine der Parteien im Parlament dafür ausspricht, hat seinen guten Grund: Die Zustimmung innerhalb der Bevölkerung wäre zu gering. Nur jeder vierte Österreicher bzw. jede vierte Österreicherin ist laut Gallup-Institut für eine allgemeine Impfflicht. Selbst den allermeisten Impfbefürwortern wäre eine solche Maßnahme ein zu tiefer Einschnitt in die Persönlichkeitsrechte. Viele sehen sie mit den Prinzipien eines Rechtsstaates unvereinbar. Indes haben Studien gezeigt, dass eingefleischte Impfgegner ohnehin stets Wege finden, um sich einer Impfung doch noch zu entziehen. Das Augenmerk gilt es daher auf jene zu legen, die noch zweifeln oder abwarten wollen.

Verantwortung versus Zwiespalt

Die Regierung ist gut beraten, sich anzuschauen, woher diese Unentschlossenheit kommt. Ein Grund sind Falschinformationen bis hin zu Verschwörungstheorien, die vor allem in den sozialen Netzwerken kursieren. Aber auch in bestimmten Gruppierungen. Dass eines der Anti-Impfnarrative ausgerechnet in Teilen des Pflegesektors oder innerhalb des Lehrpersonals die Runde macht, ist vermutlich kein Zufall. Viele Pfleger(innen) und Lehrende fühlten sich Anfang des Jahres überrumpelt und ungenügend aufgeklärt. Tatsächlich hat man sie am Anfang der Pandemie dem Virus regelrecht ausgeliefert (Masken waren Mangelware, Testangebote gab es gar nicht), und sobald die Vakzine verfügbar waren, sollten sie klaglos für einen Stich mit der Nadel parat stehen.

Kein Wunder, dass hier Vertrauen in staatliche Institutionen verloren gegangen ist. Die meisten entschieden sich letztlich für eine Immunisierung, weil ihr Verantwortungsgefühl gegenüber Patient(innen), die nur eine geringe Abwehr aufbieten können oder Kindern, die sich nicht mittels einer Impfung gegen Covid-19 wappnen können, größer war als der innere Zwiespalt. Was nichts daran ändert, dass es noch genügend Zauderer gibt. Quer durch alle Berufsgruppen geht die Zahl der Erstimpfungen kontinuierlich zurück. Besonders bei jungen Menschen. So waren es Anfang Juni noch rund 143. 000 Frauen und Männer, die sich an einem Tag impfen ließen. Mittlerweile sind es nur noch wenige Tausend.

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