Der große Streit um den kleinen Pikser
In unserem Nachbarland gehen die Wogen hoch: In Italien wurde eine Impfpflicht für Kinder unter zwölf Jahren eingeführt. Das hat in ganz Europa die Debatte über das Impfen neu angefacht. Was sagen österreichische Experten dazu?
In unserem Nachbarland gehen die Wogen hoch: In Italien wurde eine Impfpflicht für Kinder unter zwölf Jahren eingeführt. Das hat in ganz Europa die Debatte über das Impfen neu angefacht. Was sagen österreichische Experten dazu?
Masern werden als so genannte Tröpfcheninfektion übertragen: Beim Husten oder Niesen etwa werden die krankheitsauslösenden Viren in die Luft geschleudert. Ansteckungsgefahr besteht bereits bei engem Kontakt mit Menschen, die das hochansteckende Virus in sich tragen. In geschlossenen Räumen bleiben die Tröpfchen (Aerosole) über mehrere Stunden infektiös: Die Übertragung von Masern ist, so heißt es, beängstigend effizient.
Seit Jahrzehnten gibt es eine wirksame und sichere Masern-Impfung. In Regionen mit niedrigen Impfraten kommt es aber immer wieder zu gehäuften Krankheitsfällen. In Italien wurde nun bis Mitte Mai eine Rekordzahl an Masernerkrankungen registriert: Mit knapp 2400 Betroffenen waren es sechsmal so viele wie im Vorjahreszeitraum. Die italienische Regierung hat rasch reagiert und vor zwei Wochen eine Impfpflicht für Kinder unter zwölf Jahren eingeführt. Diese soll ab kommendem Schuljahr in Kraft treten. Sie gilt nicht nur für Masern, sondern auch für elf weitere Infektionskrankheiten, darunter Tetanus, Kinderlähmung, Mumps, Keuchhusten und Windpocken.
Der Wakefield-Skandal
Doch die Einführung der gesetzlichen Impfpflicht – und die mit ihr verbundenen Sanktionen – sorgten für heftige Proteste im Land. Eltern nicht geimpfter Kinder werden beim Jugendamt gemeldet und können sogar das Fürsorgerecht verlieren. Ihre Kinder bekommen keinen Krippen- oder Kindergartenplatz, bei schulpflichtigen Kindern drohen hohe Bußgeldzahlungen. Impfgegner und diverse Verbände in Italien riefen zu einer nationalen Protestkundgebung am 8. Juli in Pesaro auf. Sie bestreiten eine Masernepidemie in Italien, die eine solche Maßnahme rechtfertigen würde. Politischer Widerstand kam vor allem von der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung unter Beppe Grillo, die eine Verschwörung wittert und in dem neuen Gesetz nur ein "Geschenk für die Pharmaindustrie" erkennt.
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