Nachdem der deutsche Bundestag kürzlich eine verpflichtende Impfung gegen Masern beschlossen hat, fordert nun auch die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) eine Impfpflicht „für alle empfohlenen Impfungen“. Völlig zu Recht: Bei den Masern etwa ist die Zahl der registrierten Fälle hierzulande wieder gestiegen, die Durchimpfungsrate auf rund 80 Prozent gesunken. Die hochansteckende Virusinfektion, die nicht selten zu schweren Komplikationen und sogar zum Tod führen kann, wäre durch Impfprophylaxe praktisch ausrottbar. Der aktuelle Rückschritt zeigt, dass die bisherigen Maßnahmen – basierend allein auf Aufklärung – unzureichend sind. Erst bei einer Durchimpfungsrate von 95 Prozent kommt die Allgemeinheit in den Schutz der sogenannten Herdenimmunität. Auf diese müssen sich übrigens auch besonders gefährdete Menschen mit unterdrücktem Immunsystem verlassen können, denn diese dürfen nicht geimpft werden. Das Prinzip der Herdenimmunität ist beim Autofahren längst selbstverständlich, denn bei einem Verkehrsunfall kann man in jedem Fall auf die Haftpflichtversicherung zählen. Höchste Zeit, dieses Prinzip auch im Gesundheitsbereich zu verankern. Die Schutzwirkung von Impfungen ist um das Hunderttausendfache größer ist als die wenigen, schweren Nebenwirkungen. Den eindrucksvollen Anstieg der mittleren Lebenserwartung (von 49 Jahre um 1900 auf heute über 80 Jahre) verdanken wir zum Großteil dem Schutz der Impfungen. Sich nicht impfen zu lassen, mag mit individueller Freiheit begründet werden, beschneidet aber die Freiheit der Vielen – und ist somit schlicht gesellschaftsschädliches Verhalten.