
Ukrainische Geschichte: „Eine Serie an Widersprüchen“
Die ukrainische Geschichte und der Blick darauf sind vielschichtig. Und haben sich seit Kriegsbeginn im Februar verändert. Ein Gespräch mit dem ukrainischen Historiker und Holocaust-Forscher Anatolij Podolskyj.
Die ukrainische Geschichte und der Blick darauf sind vielschichtig. Und haben sich seit Kriegsbeginn im Februar verändert. Ein Gespräch mit dem ukrainischen Historiker und Holocaust-Forscher Anatolij Podolskyj.
Der Historiker Anatolij Podolskyj ist Direktor des „Ukrainischen Zentrums für Holocaust-Studien“, einer unabhängigen, aber staatlich unterstützten Forschungseinrichtung. Workshops mit Lehrern gehören zum Programm des Zentrums, ebenso die Förderung von Gedenkkultur sowie internationale Forschungstätigkeit.
DIE FURCHE: Was hat sich in Ihrer Arbeit seit dem 24. Februar verändert?
Anatolij Podolskyj: Die Hauptfrage ist heute, wie wir nach all dem, was passiert ist, die Geschichte des Zweiten Weltkrieges weiter erzählen können. Ich arbeite mit Lehrern aus Mariupol, Mykolajiw, Charkiw und anderen Orten. Die Frage, die wir uns in den Workshops stellen, lautet: Was ist Genozid? Und da kommen wir freilich sehr rasch zu dem, was im Zweiten Weltkrieg passiert ist – aber eben auch sehr rasch zu dem, was in Butscha, in Irpin oder eben in Mariupol oder Cherson geschehen ist und geschieht. Ein anderes Themenfeld, wo sich Parallelen auftun, ist das „Leben im Ghetto“ – oder das Leben unter russischer Okkupation. Wenn wir heute auf den Holocaust zu sprechen kommen, dann ziehen Lehrer Parallelen zu dem, was jetzt gerade in der Ukraine passiert. Da gibt es Unterschiede – aber eben auch sehr viele Parallelen.
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