7109773-1995_46_11.jpg
Digital In Arbeit

Mit einer Stimme

Werbung
Werbung
Werbung

Für die Neugestaltung Europas in der Vielfalt der Traditionen, der Kulturen, der Völker, der Beligionen und der Konfessionen wird sehr oft das Thema der nationalen Identität der Völker mitberücksichtigt. Die Pervertierung dieser grundsätzlichen Einstellung führt einerseits zur Nivellierung der wichtigen Identität der Völker und andererseits zum ausgrenzenden Nationalismus. Niemand und nichts kann die Behauptung rechtfertigen, daß manche Völker oder manche Menschen qualitativ besser sind als andere!

Genau diese Linie vertritt der Ökumenische Patriarch Bartholo-maios I. Vor dem Europaparlament in Straßburg sagte er am 19. April 1994: „Das Ökumenische Patriarchat und die Orthodoxe Kirche überhaupt respektieren die nationalen Traditionen und Empfindungen der Völker. Wir verurteilen aber in schärfster Weise jede Art des Fanatismus, des Gesetzesbruchs und der Gewaltanwendung, von wein auch immer sie begangen werden. Wir werden weiterhin unerbittlich auf der Notwendigkeit des freien und friedlichen Umgangs der Menschen untereinander, des gegenseitigen Respekts und des friedlichen Zusammenlebens der Völker beharren ...”

Diesen Geist nahmen die Oberhäupter der Gesamtorthodoxie, Patriarchen und Erzbischöfe, bei ihrem letzten Gipfeltreffen auf der Insel Patmos am 26. September 1995 auf und betonten, die orthodoxe Auffassung über „Nation” beinhalte kein Element der Aggressivität, sondern beziehe sich auf die Besonderheit eines Volkes, verbunden mit dem Auftrag, zu Frieden und Versöhnung aller Menschen beizutragen: „Aus diesem Grunde verurteilen wir jeden nationalistischen Fanatismus, der zur Spaltung und zum Haß zwischen den Menschen, zur Verfälschung oder zur Vernichtung der kulturellen und religiösen Besonderheiten anderer Völker der Erde und zur Verletzung des heiligen Rechts auf Freiheit und Würde der menschlichen Person und der überall existierenden Minderheiten führen kann.”

Diese Worte stellen die offizielle Stellungnahme der Gesamtorthodoxie mit einer Stimme Aar, jede andere Position ist zu verurteilen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung