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Heilkunst entartet

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An der Schwelle der fünfziger Jahre hat der christliche Philosoph, Arzt und Psychologe Karl Jaspers (1883-1969) vor den modernen Entartungen der Heilkunst gewarnt, die seitdem bedeutend ausgewuchert sind. Sein Appell für behutsame Pflege, für das Hinhorchen auf den Menschen wendet sich gegen eine rücksichtslose Technisierung des Heilens ebenso wie gegen das Einströmen nicht hinterfragter Weltanschauung.

Jaspers warnt vor den beflissenen Adepten der Ersatzreligion Sigmund Freuds. Er stellt die psychotherapeutische Scheinwelt in Frage, die im Wechselspiel von Autorität und Gehorsam, bisweilen erotischer Reizung, Würde und Unversehrtheit 'des Patienten auflöst und diesem oft genug eine schale Ersatzwirklichkeit vorgaukelt, statt die bestehende zu transzendieren.

Der christliche Philosoph, der um den existenzerhellenden Wert des Leidens wie des Scheiterns weiß, steht skeptisch vor einem aus der Fiktion menschlicher Vollkommenheit gespeisten Gesundheitsbegriff. Kälte und Phantasielosigkeit, die am Ende so mancher „analytischer“ Kuren stehen, belegen ihm die Fragwürdigkeit derartiger Experimente am Menschen.

DER ARZT IM TECHNISCHEN ZEITALTER. Von Karl Jaspers. Piper Verlag München, 122 Seiten, kart, öS “

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