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Helene Thimig

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Seit wir wußten, daß die Tage, die Helene Thimig noch geschenkt waren, gezählt sind, daß sie, die das Leben sosehr bejahte und liebte, an seinem Ende angelangt war, konnten wir nur beten, daß sie bald von den Qualen erlöst werden möge, die sie in den letzten Wochen erdulden mußte. Aber gleichzeitig hörten wir nie auf zu hoffen, daß das Wunder ihrer großartigen Vitalität den nahenden Tod doch noch besiegen könnte, daß wir Helene Thimig noch für eine Weile bei uns behalten dürften. — Seit dem 7. November 1974 wissen wir, daß unser Hoffen vergeblich war. Der Verlust, den wir erleiden, ist unersetzlich.

Die große Schauspielerin Helene Thimig wird in der Erinnerung ihres Publikums weiterleben und ihre berühmte Stimme wird auf Schallplatten und Tonbändern erhalten bleiben. Ihre wunderbaren Augen, ihr Blick, ihr schmerzliches und ihr heiteres Lächeln wird durch Film- und Fernsehaufzeichnungen noch den kommenden Generationen sichtbar sein. Ein Abglanz der Größe ihrer Schauspielkunst wird noch von den heute Ungeborenen bewundert werden können.

Aber für uns, die das Glück hatten, Helene Thimig näher zu kennen, für ihre Freunde, die sie nicht nur bewunderten und verehrten, sondern auch liebten, gibt es heute keinen Trost, nur Trauer.

Erst später, wenn der Schmerz sich besänftigt hat, dann wird die Erinnerung an Helene Thimig uns, auch mir, die kostbaren vergangenen Tage mit ihr wieder schenken: die langen Gespräche voll Klugheit und Herzenswärme, die vielen, vielen Wochen einer gemeinsamen Tournee quer durch Deutschland, die sie mit heiterer Gleichmut, eiserner Disziplin und köstlichem Humor ertrug, die stillen besinnlichen Abende in ihrer alten Wohnung hinter der Votivkirche und, ach, auch jene leuchtenden Spätsommertage in Strobl am Wolfgangsee in den Jahren ihres wundersamen, späten Glücks mit Anton Edthofer.

Erst jenseits der Trauer, mit der Zeit, wird auch mein letzter Besuch bei Helene Thimig im Frühherbst dieses Jahres mir zu einer tröstlichen Erinnerung werden können: Dann wird mich ihr Lächeln von damals wieder beglücken, ihre Freude an der schönen, neuen Wohnung in Sal- mannsdorf und an den jungen Freunden, die sie dort liebevoll behüteten, ihre ungebrochene Kraft und ihr Mut zum Dasein, dann wird der ganze Zauber ihres einmaligen Wesen wieder ungetrübt gegenwärtig sein.

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