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Thimig-Ausstellung in Salzburg

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Sind Schauspieler eitel? Es wird behauptet. Jedenfalls dokumentieren viele mit besonderem Eifer ihr Leben. Dps gilt auch für die vier Thimigs, für Hugo, den einstigen Burgtheaterdirektor, für die Tochter Helene und die Söhne Hermann und Hans, so daß es Edda Fuhrich-Leisler Und Gisela Prossnitz möglich war, in der Max- Reinhard t-Forschungs- und Gedenkstätte im Salzburger Schloß Arenberg eine umfangreiche Ausstellung „Die Thimigs, ihr Leben für das Theater” unter Einbeziehung weiterer Leihgaben zusammenzustellen.

Die „vier Thimigs”, dieses Wort besteht nicht nur deshalb zu Recht, weil sie zusammen eine Familie bilden; Arthur Kahane, der einstige Dramaturg Reinhardts, hat bei ihnen eine Überfülle gemeinsamer Wesenszüge festgestellt Das freudige Bekunden des eigenen Erfolgs zeigt sich bei Hugo Thimig etwa darin, daß er den ersten verdienten Kreuzer am k. k. Hofburgtheater nach Vertragsunterzeichnung 1881’auf Samt in einem Rahmen aufhob. Es gibt auch eine silberne Tabaksdose, die auf der einen Seite den Theaterzettel zu Mosers „Bibliothe-

kar” und auf der anderen ihn in einer der Rollen zeigt. Daß ein Porzellanteller, auf dem Hugo Thimig als Truffal- dino zu sehen ist, eine Gipsbüste des Burgtheaterkollegen und Bildhauers Otto Tressler, die ihn in einer Rolle eines Stückes von Schönthan und Kop- pel-Ellfeld darstellt, mit Stolz aufgehoben wurden, versteht sich von selbst.

Wie ein Photo zeigt, traten alle vier Thimigs - einzigartiger Fall - im Juli 1926 im Theater in der Josefstadt in „Alles oder nichts” auf, einem Stück, das Egon Friedeil und Hans Saßmann nach Nestroys „Traum von Schale und Kern” geschrieben hatten. Helene Thimig, die älteste der Geschwister, war eine Schülerin von Hedwig Bleibtreu. Als Sechzehnjährige notierte sie 1905 in ihrem Tagebuch: „Heute war ich schon viel unbefangener und es kam mir vor, als ob ich schon sehr lange Unterricht gehabt hätte.” Erstmals trat sie 1907 im Stadt-Theater Baden unter Pseudonym als - siehe Theaterzettel - „Helene Werner” auf, mit ihrer Lehrerin. Bezeichnend für Helene sind die „Briefe an sich sęlbst”. So ist auf einem Zettel zu lesen: „Ich bin genug früh meine eigene Erzieherin geworden. Ich habe mir als Kind jedes Jahr einen Brief geschrieben mit einem bestimmten Pensum.” In Wildalpen bezeichnete sie sich 1910 als alte Schauspielerin, die bereits zwei Winter „gedient” habe, aber fragt sich: „Bin ich fester geworden?” Man spürt in den Zetteln die starke Kraft dieses ständigen Sich-selbst-Formens.

Hugo und Hermann Thimig hatten nicht nur eine starke Ähnlichkeit, Hermann spielte auch viele Rollen seines Vaters, wie man auf so manchem Photo sehen kann. Ein Farbdruck gibt jenes Gemälde von Sergius Pauser wieder, das Hermann in seiner Lieblingsrolle als Klosterbruder in „Nathan der Weise” zeigt. Das Original hängt in der Ehrengalerie im Foyer des Burgtheaters. Ein zweimal gerolltes „Filmband in Gold”, 1969 als Deutscher Filmpreis verliehen, gemahnt an die vielen Filmgestalten, die Hermann Thimig verkörpert hat. Hans Thimig hat nie Schauspielunterricht’erhalten, richtete sich aber als Gymnasiast ein Haustheater auf dem Dachboden des elterlichen Hauses, die „Cottage-Bo- den-Kammerspiele”, ein. Photos belegen seine Tätigkeit als Schauspieler, Regiebücher und Probenphotos die als Regisseur.

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