7068206-1992_13_01.jpg
Digital In Arbeit

Hoffnung für Albanien

19451960198020002020

Die Alltagsnot hat die zu Sozialisten gewandelten Kommunisten in Albanien hinweggefegt. Bei den zweiten Wahlen innerhalb eines Jahres gewann die „Demokratische Partei" von Salih Berisha die absolute Mehrheit. Das seit 1944 kommunistische Land geht einer neuen, aber äußerst unsicheren Zukunft entgegen.

19451960198020002020

Die Alltagsnot hat die zu Sozialisten gewandelten Kommunisten in Albanien hinweggefegt. Bei den zweiten Wahlen innerhalb eines Jahres gewann die „Demokratische Partei" von Salih Berisha die absolute Mehrheit. Das seit 1944 kommunistische Land geht einer neuen, aber äußerst unsicheren Zukunft entgegen.

Werbung
Werbung
Werbung

(frng)-SO Prozent der Wahlberechtigten schritten vergangenen Sonntag in Albanien an die Urnen. 69,3 Prozent votierten für die „Demokratische Partei", deren Vorsitzender, Salih Berisha, das Ende der kommunistischen Macht verkünden konnte. Jetzt muß der Demokratenführer daran gehen -wie er im August des Vorjahres gegenüber der FURCHE sagte -. „Albanien aus dem Dreck zu ziehen".

Die Regierung wird voraussichtlich aus Vertretern der „Demokraten", der Sozialdemokraten und der Republikanergebildet werden: die drei Parteien hatten sich zu einem antikommunistischen Wahlbündnis zusammengeschlossen. Das genaue Wahlergebnis steht erst nach der Stichwahl am kommenden Sonntag, 29. März, fest. Bisher haben die Demokraten 81 von 100 Direktmandaten erreicht, die Sozialisten nur zehn (das Parlament kann bis zu 150 Sitze umfassen).

Albanien ist das ärmste Land Europas, die wirtschaftliche Hoffnungslosigkeit - von den Kommunisten, wie vermutet wird, immer wieder provokatorisch ausgenützt - treibt vor allem die Jugend aus dem Land. Die Fluchtversuche 1990/91 nach Jugoslawien, Griechenland und Italien sowie der Ausbruch Zehntausender im August 1991 nach Italien und die Reaktion des unvorbereiteten Westens haben sich den Albanern tief eingeprägt.

Nach der Abwahl der Kommunisten, die bei den ersten freien Wahlen 1991 noch die Zweitdrittelmehrheit erringen konnten (jetzt 20 Prozent), kann es nur aufwärts gehen, meinen die Albaner. Aber Hoffnung ist das einzige, das ihnen Berisha vorläufig geben kann. Viel wird davon abhängen, ob der Hilferuf Berishas nach der Wahl gehört wird: Er forderte die EG, die USA, Kanada und auch Japan auf, vorübergehend albanische Auswandereraufzunehmen. Die Bevölkerung darf nicht das Gefühl haben, nach Jahrzehnten im kommunistischen Gefängnis sich jetzt in einem Abhaltelager der westlichen Welt zu befinden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung