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Hollywood hin und zurück

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Ich komme soeben von einer Reise nach Hollywood zurück und bin überrascht, was sich dort alles geändert hat. Zuerst war ich der Meinung, ich treffe dort ein Traumland mit Filmschönheiten, Palmenstränden und rasanten Autos. Aber nichts davon. Hollywood ist nur der Deckname für eine großangelegte Küche, mit zugegeben durchaus prominenten Köchen.

Der erste, den ich getroffen hab, bereitet vorzügliche Salatsaucen zu. Ehrlich gesagt, wenn ich sie nicht selbst gekostet hätte, ich hätte es nicht geglaubt. Sie sind wirklich schmackhaft. Der nächste komponiert vorzügliche Sugos, die nackte Spaghettis in reinsten Gaumenkitzel verwandeln.

Das waren sozusagen die Chefköche in der Küche Hollywoods. Da gibts aber noch Vorspeisenkomposi-teure, Suppenshaker und Mehlspeisendesigner, die sich gewaschen haben. Ganz zu schweigen von den Gesundheits- und Schönheitsköchen, die wie gesagt Gesundheit und Schönheit via Küche liefern.

Einmal fragte ich dann etwas verwirrt einen weißen Gott in Hollywoods Küche, wo da der Film ist.

Film? fragte er ganz verwundert, in Hollywood gibts schon lang keinen

Film mehr, wir haben uns umgestellt, wie Sie sehen, auf Kostendeckenderes.

Auf Kostendeckenderes? fragte ich etwas verunsichert.

Ja, entgegnete mein Maltre de Cui-sine, mit dem Film war kein Geschäft mehr zu machen, jetzt mit der Küche ä la Hollywood rollt er wieder, der Dollar.

Aha, sagte ich etwas ernüchtert.

Wir exportieren jetzt sogar Sacher-törtchen in Frischhaltebeuteln, Salzburger Nockerln in Alufolie zum Aufwärmen und Wiener Schnitzel in Mikrowellenverpackung, alles nach Österreich, ergänzte mein hollywoodischer Haubenkoch.

Etwas verwirrt fiel ich daraufhin in ein Selbstbedienungsrestaurant, bestellte Fisch und Chips und bereitete mich so geschmacksmäßig auf den Heimflug vor. Dabei dachte ich so für mich, solange Hollywood noch in den Kinos war, konnte man wenigstens Augen und Ohren zumachen. Aber seit es sich die Kochtöpfe erobert hat, müßte man auch noch Mund und Nase schließen.

Wie gut, daß es zu Hause Mutters hausgemachte Mohnnudeln, Liwan-zen und Powidltatschkerln gibt, in Hollywood könnte man direkt verhungern, ohne daß es besonders schmerzen würde.

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