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Hommage ä Eisenreich

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Aus dem Krieg, in den man ihn als sehr jungen Menschen geschickt hat, ist er verwundet heimgekehrt und das nicht nur physisch. Die innere Spannung, auch Spannungen der Nachkriegszeit gaben seiner rhythmisch dahinströmenden Prosa die Kraft; im Bild des Aufbruchs erschienen die Schatten eines künftigen A b-bruchs; Romane, Kurzgeschichten, Essays ergaben allmählich ein einziges, streng analytisches, die Dinge zunehmend im Geiste heiterer (oder bitterer) Skepsis darstellendes Werk.

Herbert Eisenreich, von dem hier die Rede ist, gehört zu den Klassikern der Moderne. Es bleibt den Germanisten überlassen, seinen Ausgangspunkt in der Nähe von Faulkner und Camus darzustellen, ihn jener Tradition zuzuordnen, die mit den Namen Musil und Dode-rer angedeutet werden kann.

Herbert Eisenreich ist in diesen Tagen (genauer: am 7. Februar 1985) freilich erst sechzig. Zwei neue Bücher von ihm sind für dieses Jahr angekündigt. Es ist jedenfalls viel zu früh für eine Bilanz. Doch wissen wir aufgrund der Lektüre immerhin so viel, daß seine Kurzgeschichten neben den besten Novellen Maupassants und Tschechows bestehen, daß seine Essays und Aphorismen die Existenz klar durchleuchten — und frei, ja völlig frei sind von larmoyanten Selbstmitleid, von der sozialen Rührseligkeit, auch vom eiskalten Manierismus der heute modischen Literatur.

Gesellig im Alltag, einsam im Denken, passioniert im Debattieren, erfüllt von der suchenden Unruhe einer freundlichen Seele, bewältigt Eisenreich die ästhetische und das heißt: moralische Aufgabe, einer geschwätzigen, maß-losen, eiskalten Zeit die ordnende Kraft der Sprache entgegenzusetzen. Sein Werk hat Bestand durch die Klarheit der Form.

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