Eurovision Song Contest Wien 2015 Stadthalle - Der Eurovision Songcontest. - © APA / GEORG HOCHMUTH

Eurovision Song Contest: Trashkultur und Ironie im Wandel der Zeit

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Während der Eurovision Song Contest einst von ironischem und komischem Nationaldenken geprägt war, wird nun eine neue Ernsthaftigkeit sichtbar. Wie beeinflussen solche Veränderungen unsere kulturelle Wahrnehmung?

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Während der Eurovision Song Contest einst von ironischem und komischem Nationaldenken geprägt war, wird nun eine neue Ernsthaftigkeit sichtbar. Wie beeinflussen solche Veränderungen unsere kulturelle Wahrnehmung?

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Es gab Jahre, da hatte ich zum Eurovision Song Contest zumindest die wesentlichsten Fakten parat: Österreich ist dabei/ist nicht dabei; der österreichische Beitrag ist bierernst/ironisch/unfreiwillig komisch gemeint; und: Österreich hat den Deutschen wieder mehr Punkte zugeschoben als umgekehrt. Das alles war schwer identitätspolitisch und meistens masochistisch. Aber lustig war es doch.

Heuer ist alles etwas anders. Hätte sich der nette Politik-Kollege nicht des Themas angenommen, das europäische Hochamt des gepflegten Trashs wäre völlig an mir vorbeigezogen. Nur kurz, als ein paar Eva-Braun-Doubles als potenzielle ESC-Kandidatinnen durch YouTube streiften, wurde ich ein wenig aufmerksam. Aber irgendwann ist mir Hyäne Fischer wieder in den teutschen Wald entwischt.

Ironie und Provokation im Eurovision Song Contest

Den Buben das Video „Im Rausch der Zeit“ zu deuten, wäre kompliziert gewesen. Schon öfter haben wir besprochen, wie im ach so kultivierten Europa eine Denkart wachsen konnte, die Kunst plötzlich für „entartet“ und das Leben von Millionen Menschen für „unwert“ erklärt. Gerade eben wurde das „Fest der Freude“ gefeiert. Und da kann man einen Song in Obersalzberg-Ästhetik lustig finden? Ironie, Subversion, Provokation: Das ist schwieriges Terrain. Nicht nur für Teenies.

Aber jetzt kommt ohnehin Odin Wiesinger daher. Da ist keine Subversion mehr, da ist kein doppelter Boden im Bild, da liegt alles auf dem Tisch: Deutschnationales Denken, germanisches Geraune, Wehrmachtswonnen und ein „Endsieg“-Titel in grobem Strich. Wie kurz vor dem Song Contest bekannt wurde, könnte dieser Mann im Kulturlandesbeirat Oberösterreichs landen. Und niemand hätte es „Im Rausch der Zeit“ verhindert.

Dieser Artikel ist im Original unter dem Titel "Im Rausch der Zeit" am 16. Mai 2019 erschienen.

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