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Es gab Jahre, da hatte ich zum Eurovision Song Contest zumindest die wesentlichsten Fakten parat: Österreich ist dabei/ist nicht dabei; der österreichische Beitrag ist bierernst/ironisch/unfreiwillig komisch gemeint; und: Österreich hat den Deutschen wieder mehr Punkte zugeschoben als umgekehrt. Das alles war schwer identitätspolitisch und meis-tens masochistisch. Aber lustig war es doch.
Heuer ist alles etwas anders. Hätte sich der nette Politik-Kollege nicht des Themas angenommen, das europäische Hochamt des gepflegten Trashs wäre völlig an mir vorbeigezogen. Nur kurz, als ein paar Eva-Braun-Doubles als potenzielle ESC-Kandidatinnen durch YouTube streiften, wurde ich ein wenig aufmerksam. Aber irgendwann ist mir Hyäne Fischer wieder in den teutschen Wald entwischt.
Den Buben das Video „Im Rausch der Zeit“ zu deuten, wäre kompliziert gewesen. Schon öfter haben wir besprochen, wie im ach so kultivierten Europa eine Denkart wachsen konnte, die Kunst plötzlich für „entartet“ und das Leben von Millionen Menschen für „unwert“ erklärt. Gerade eben wurde das „Fest der Freude“ gefeiert. Und da kann man einen Song in Obersalzberg-Ästhetik lustig finden? Ironie, Subversion, Provokation: Das ist schwieriges Terrain. Nicht nur für Teenies.
Aber jetzt kommt ohnehin Odin Wiesinger daher. Da ist keine Subversion mehr, da ist kein doppelter Boden im Bild, da liegt alles auf dem Tisch: Deutschnationales Denken, germanisches Geraune, Wehrmachtswonnen und ein „Endsieg“-Titel in grobem Strich. Wie kurz vor dem Song Contest bekannt wurde, könnte dieser Mann im Kulturlandesbeirat Oberöster­reichs landen. Und niemand hätte es „Im Rausch der Zeit“ verhindert.

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