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In eins mit der Natur

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Der Traum vom einfachen Leben, der Mythos eines Lebens in Harmonie mit der Natur steht nicht (nur) im Gegensatz zur menschlichen Kultur, sondern ist Teil von ihr. In jeder Kultur gibt es Zivilisationsmüde, Aus- steiger, wie wir heute sagen würden, die in jeder Hinsicht frei leben möchten. Einer da- von war der von der Dekadenz des Fin-de-siecles angewiderte Paul Gauguin.

Nach dem Scheitern seiner bürgerlichen Karriere als Fi- nanzmakler und der Lektüre des 1879 erschienenen Bestsel- lers "Le mariage de Loti", der das freie Leben des Schriftstel- lers Pierre Loti auf Tahiti schil- dert, erschien Gauguin dieses Eiland als Rest des Gartens Eden. Was er allerdings im Juni 1891 in der Südsee vorfindet, ähnelt mehr einem französi- schen Provinzstädtchen als dem Paradies. Enttäuscht, doch nicht entmutigt, zieht er sich ins Landesinnere Tahitis zu- rück und verheiratet sich nachseinem Vorbild Pierre Loti mit der 13jährigen Polynesierin Teha'amana.

Doch die Zivilisation holt den Impressionisten bald ein: We- gen Geldmangels muß er an- schreiben lassen, der Posten eines Friedensrichters, um den er sich bewarb, wird ihm ver- weigert und die mit dem „na- türlichen Leben" verbundene sexuelle Freizügigkeit seiner jungen Frau kommt auch an- deren Männern zugute. Gau- guin denkt an Rückkehr, doch kann er nicht einmal die Reise bezahlen. Schließlich gewährt ihm die Regierung freie Über- fahrt und so kommt er am 1. August 1893 mittellos, aber nicht bekehrt in Marseille an.

In Paris beginnt Gauguin mit dem gerade dort weilenden Au- gust Strindberg eine Ausein- andersetzung über die „Ur- Eva".

GAUGUIN IN TAHITI. Dieerste Reise. Von Günter Metken. Verlag Schirmer/ Mosel, München 1989.104 Seiten, 37 Farb- Abbildungen, öS 154,40.

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