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Keiner kennt die Folgen

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Sinnvolle gesetzliche Regelungen für diese neuartige Form des Eingriffs in die Natur gibt es bisher noch in keinem Land der Erde. Die potentiellen ökologischen, aber auch sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Anwendung gen technisch veränderter Organismen im Freiland sind nicht abschätzbar. Es existiert bisher nicht einmal ein schlüssiges und umfassendes wissenschaftliches Gerüst zur Konzeption einer Folgenabschätzung. Es fehlen nicht nur die erforderlichen Informationen, es sind bislang auch noch nicht die Fragen gestellt worden, die zur Beurteilung der möglichen Auswirkungen solcher Freisetzungen beantwortet werden müßten...

Gewiß wird dieser Triumph der Manipulation nicht herrlich enden, sondern eine fehlgesteuerte, in Unordnung gebrachte Lebenswelt wird sich dem Menschen schließlich verweigern und ihn in eine existenzielle Sinnkrise stürzen, die abgründiger ist

als alles, was wir heute als Überlebenskrise beschreiben.

Die Betreiber der Gentechnologie werden diese ganze Aufge-regtheit nicht verstehen. Und das ist das Dilemma der Gentechnik. Die Befürworter verweisen ja unablässig auf ihren guten Willen, auf ihre Absicht, nur das Beste, Nützlichste und die technisch eleganteste Lösung zur Behebung der Menschheitsprobleme erreichen zu wollen. Und würde ein Beitrag der Gentechnik zur endgültigen Bändigung der Menschheitsgeißel Krebs nicht wärmstens begrüßt werden müssen? Doch selbst in einem solchen Fall wären die immer weiter ausufernden Gestaltungsund Manipulationstendenzen der Gentechnik und die hinter ihnen stehenden „dummen“Nutzungsinteressen nicht gutzuheißen.

Auszug aus: LEBEN AUF BESTELLUNG. Von Günter Airner. Herder-Verlag, Freiburg 1988,158 Seiten.

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