Neues von Roda Roda? Ja. Es gibt tatsachlich Neues. Vierunddreißig Erzählungen des Meisters altösterreichischer Satire sind bisher unveröffentlicht geblieben. Und Roda Roda ist, wie gewohnt, immer ein Beobachter, der scharf sieht und der danach genau beschreibt. Was in bisher bekannten Geschichten weniger merkbar blieb: hinter all dem ihm eigenen gutmütigen Zynismuswirkt immer wieder eine gute Portion Melancholie.
Auch hier geht es quer durch den einstigen Vielvölkerstaat: zur ehemaligen Militärgrenze nach Budapest, in Dörfer in Böhmen oder Kroatien und selbst in Istrien. Naturlich gibt es die gewohnten k.u.k. Offiziere, aber auch hier vor allem die kleinen Leute, einfache Menschen, die ihr Brot schwer verdienen, dazu das wohlhabendere Bürgertum, jeder mit den eigenen kleinen Problemen, den Schwierigkeiten des Alltags, und sei es selbst ein ausbleibender Heiratsantrag. Überraschende Wendungen zeigen stets die tiefe Menschenliebe des Autors: Jede Geschichte ist eine Satire mit Herz. Ein schönes Denkmal für einen bedeutenden österreichischen Schriftsteller.
DAS SCHMUCKKÄSTCHEN.Neue Erzählungen von Roda Roda. Verlag Langen-Müller, München 1989.260 Seiten, öS 218/40.
