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Die Hanf - Euphorie

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Reißfeste Textilien, Garne, Stoffe, Seile, Papier, Dämmstoffe, Öl, Nahrungsmitteln und Kosmetika. Die Liste der Produkte, die aus der Hanfpflanze gewonnen werden können, ist endlos. 1963 ist Hanf als „Suchtpflanze” in Verruf geraten und wurde seither in Österreich nicht mehr angebaut. In den letzten zwei Jahren feierte die alte Kulturpflanze aber ihr Comeback.

Seit dem Beitritt zur Europäischen Union wächst Hanf auch wieder in Österreich. Für den Anbau von Hanf Sorten mit geringem Suchtstoffgehalt gibt es eine lukrative Förderung von über 10.000 Schilling pro Hektar. Hanf wird als Bodenverbesserer, Pionierpflanze und Ertragssteigerer gepriesen und wegen seiner Robustheit, relativen Anspruchslosigkeit und Fähigkeit zur Unkrautunterdrückung geschätzt. „Wenn es einer Pflanze gelingt, das Nischendasein der nachwachsenden Rohstoffe zu beenden und eine breitangelegte Öko-logisierung der Wirtschaft in Gang zu setzen, dann dem Hanf”, freut man sich im Österreichischen Hanf Institut.

Einige Bauern sind bereits auf dieses Nischenprodukt umgestiegen. AVurden 1995 etwa 500 Hektar Boden in Österreich mit Hanf bebaut, hat sich die Anbaufläche 1996 mehr als verdoppelt.

„Diese ganze Hanf-Argumentation ist von einer zu großen Euphorie getragen,” warnt hingegen Christian Vogl vom Institut für Ökologischen Landbau der Universität für Bodenkultur in Wien. Vogl, der sich selbst als großen Verfechter und Förderer des Hanfs bezeichnet, kritisiert bei der derzeitigen Diskussion, daß Probleme und Nachteile von Hanf übersehen werden. Und vieles, was über den Anbau von Hanf gesagt wird, stimme so auch nicht, meint der Wissenschafter. So unterdrücke Hanf nur bei sehr gutem Boden das Unkraut. Das Ergebnis ist, so Vogl, daß die Bauern frustriert sind. Auch der Ölertrag aus den Hanfsamen sei wesentlich geringer, als es den Bauern vorher versprochen wurde. „Es werden immer gewisse Kulturpflanzen als die Lösung gepriesen,” meint Vogl. Hanf sei, wie vor ihm der flachs, derzeit eine Modepflanze und diese Mode werde in zwei Jahren wieder vorbei sein. „Der Anbau rentiert sich nur wegen den hohe Förderungen”, zieht Vogl den wenig euphorischen Schluß.

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