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In der Garage schlafen? utca

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„Das ist der Mann, den du seihen willst!“ rief Präsident Lyndon B. Johnson zu seinem Hund Hirn, als Kanadas Regierungschef Lester B. Pearson auf der LBJ-Ranch in Texas eintraf. Auf einem alten Tisch bei dem Ufer des Pedernales River unterzeichneten sie einen Vertrag, dem dort große Bedeutung beigemessen wird. Er sichert der Autoindustrie beider Nationen Zollfreiheit in Nordamerika.

Gab es in der Vergangenheit mehr als 2400 Automarken in Nordamerika, so ist deren Zahl auf weniger als 30 gesunken. Heute beherrschen General Motors, Ford und Chrysler den Markt in den USA und Kanada. Die Zustimmung dieser Werke ermöglichte die Unterzeichnung des Autopaktes.

Für die kanadischen „Autostädte“ wie Windsor, Okville und Ottawa bedeutet der Pakt eine noch größere Konjunktur in den kommenden Jahren. Ottawa hofft, daß der „free-trade“-Vertrag Kanadas jährliches Handelsdefizit mit den USA im Autosektor, das 500 Millionen Dollar beträgt, drastisch reduzieren wird. Wohl wird die Aufhebung der Zollschranken Kanada etwa 50 Millionen Dollar im Jahre kosten, doch höhere Einnahmen aus Verkauf und Einkommensteuer sollten dies wettmachen.

Ottawa erwartet, daß die kada-dische Autoindustrie auf Grund dieses Paktes einen bedeutend größeren Ausstoß haben wird. Es wird hier mit der Schaffung von etwa 50.000 neuen Arbeitsplätzen gerechnet. Da heute an keine Reduktion der Auto-preise gedacht wird, fließen den Autowerken zusätzlich 50 Millionen Dollar im Jahre zu.

Natürlich gibt es auch Skeptiker des Projektes. Politische Opponenten des kanadischen Ministerpräsidenten erinnern sich der Worte von Tommy Douglas, des Führers der sozialistischen Partei und früheren Ministerpräsidenten der Prärieprovinz Saskatchewan, der einmal behauptete: „Ich habe die USA so gerne wie meine Verwandten. Aber ich möchte doch nicht, daß die Verwandten in meinem Haus Raum um Raum in Anspruch nehmen — bis ich in der Garage schlafen muß...“

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