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Klimawechsel erwünscht

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Wenn wir hierzulande vom japanischen Wirtschaftswunder sprechen - je nach Standpunkt voll Bewunderung oder voll Angst steht meist der Leistungswille, die Lernbereitschaft und Präzision japanischer Arbeitnehmer die Innovationsfreude und umfassende Marketingstrategiejapanischer Unternehmer im Mittelpunkt. Aus gegebenem Anlaß lohnt es sich, auch einmal einen Blick auf das von der japanischen Regierung erzeugte Klima zu werfen, in dem ein derartiges Wirtschaftswunder so nachhaltig gedeihen kann.

Obwohl rein privatwirtschaftlich strukturiert und im harten Wettbewerb untereinander, setzen sich Japans führende Unternehmen ebenso freiwillig wie regelmäßig mit den Vertretern des für sie zuständigen Ministeri-

ums (MITI) zum Vorteil beider Seiten an einen Tisch. Besprochen wird der mittel- bis langfristige Kurs des Unternehmens Japan und welchen Part wer dabei übernehmen könnte.

Dabei geht es, wie auch Kritiker bestätigen, nicht um eine Aufteilung des Marktes, die Ausschaltung des Wettbewerbs untereinander, wohl aber um die Ausschaltung von Doppelgelei- sigkeiten. Realisiert man im Ministerium, daß mehrere Firmen unabhängig voneinander an ähnlichen, aufwendigen Forschungsprojekten arbeiten - Beispiel Großcomputer versucht man die Betroffenen an einen Tisch und zu einer sinnvollen Arbeitsteilung zu bringen.

Man weiß dort auch, daß in der Entwicklung neuer Produkte, der Bearbeitung neuer Märkte ein erhebliches Risiko liegt, daß dynamische, offensive Unternehmen ein entsprechendes Spielkapital brauchen, das auch Fehlentscheidungen des Managements zuläßt, ohne die Existenz des Unternehmens zu gefährden. Und läßt dieses Spielkapital steuerlich ungeschoren. Die Unternehmen wiederum vertrauen der Regierung und empfinden staatliche Prioritätenlisten bei der Produktentwicklung nicht als Eingriff in die unternehmerische Selbständigkeit, sondern als sinnvolle Orientierungshilfe.

Welche Konsequenzen zieht Österreich aus dem Modell Japan? Wir giften uns über die japanischen Exporterfolge, wollen den Fleiß der Söhne Nippons mit einer weiteren Arbeitszeitverkürzung, ihre Innovationskraft mit Importkontingenten und die Kooperation Wirtschaft-Regierung mit anhaltenden Unternehmer- und Managerbeschimpfungen kompensieren. Statt neuer Produkte haben neue Steuern Priorität, statt die Bildung von Risikokapital steuerlich zuzulassen, verlangt das neue Wirtschaftsprogramm der SPÖ die Haftung des Staates dafür.

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