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KONKURRENZDRUCK FÜR DIE ALPEN-ADRIA-REGION

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Oberösterreich hat derzeit den Gesamtvorsitz in der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria, einer Vereinigung von 18 Regionen Österreichs, der Bundesrepublik Deutschland, Italiens, Ungarns und der Schweiz zuzüglich Slowenien und Kroatien inne, übt aber auch den Vorsitz in der Arbeitsgruppe für wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit aus. In diesem Bereich intensiviert Oberösterreich nicht nur die projektorientierte Zusammenarbeit der Alpen-Adria-Mitglieder untereinander, sondern auch die Kooperation mit anderen europäischen Regionen.

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Oberösterreich hat derzeit den Gesamtvorsitz in der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria, einer Vereinigung von 18 Regionen Österreichs, der Bundesrepublik Deutschland, Italiens, Ungarns und der Schweiz zuzüglich Slowenien und Kroatien inne, übt aber auch den Vorsitz in der Arbeitsgruppe für wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit aus. In diesem Bereich intensiviert Oberösterreich nicht nur die projektorientierte Zusammenarbeit der Alpen-Adria-Mitglieder untereinander, sondern auch die Kooperation mit anderen europäischen Regionen.

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Trotz der vielen direkten internationalen Kooperationen in Wissenschaft und Technologie gibt es einen Bedarf nach internationalen Dienstleistungen, die für einzelne Forschungsinstitutionen oder Firmen wegen mangelnder kurzfristiger oder direkter Effekte nicht durchführbar sind. Dazu gehören Informationsmanagement, Projektmanagement und Förderung des Technologietransfers. Oberösterreich ist in der Alpen-Adria-Arbeitsgruppe für wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit dabei, diese Dienstleistungen zu intensivieren.

Information ist auch im Forschungsund Technologiebereich einer der ' wichtigsten Produktionsfaktoren. Aus Mangel an Information versanden Forschungsprogramme, scheitern Forschungsprojekte, verlieren Betriebe Entwicklungschancen und bleiben Regionen im Wachstum zurück. Die Arbeitsgruppe ist daher bemüht, Informationsnetzwerke in der Alpen-Adria-Region auszubauen und für den Anschluß der Region an internationale Datenbanken zu sorgen. Demnächst wird auch eine Alpen-Adria-Techno-logiezeitschrift, die europaweit verteilt werden soll, unter der Redaktion Oberösterreichs herauskommen.

Internationale Forschungsprojekte bedürfen auch eines begleitenden Managements. Erfahrene, regional und international als seriös bekannte Mittelspersonen müssen Promotoren suchen, Partner ausfindig machen, Engpässe an finanziellen Mitteln überwinden, organisatorische Probleme beseitigen und für Publizität sorgen. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe, durchwegs erfahrene Manager an regionalen technologiepolitischen Schaltstellen, nehmen diese Aufgabe intensiv wahr.

Förderung des Technologietransfers für Betriebe ist eine der komplexesten Aufgaben im Rahmen der Technologiepolitik. Besonders kleine und mittlere Betriebe nehmen neue Technologien nicht einfach auf, wenn sie ihnen unaufbereitet und ohne Begleitmaßnahmen angeboten werden. In einem bedarfsgerechten Technologietransfer sieht Oberösterreich eine Schlüsselaufgabe für die Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria. Die Arbeitsgruppe hat deshalb eine Reihe von internationalen Veranstaltungen, zum Beispiel Treffen von Technologiezentren, durchgeführt und weitere Technologietransfer-Veranstaltungen in Planung.

Die Alpen-Adria-Arbeitsgruppe für wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit hat entscheidend zur Intensivierung der Kooperation im Alpen-Adria-Gebiet beigetragen. Die wissenschaftliche und technologische Potenz des Alpen-Adria-Raumes, oft unbekannt und unterschätzt, wurde transparent gemacht, neue persönliche und institutionelle Beziehungen wurden aufgebaut.

Auch die Tatsache, daß einzelne Regionen finanzielle Mittel zur Förderung von Kooperationsprojekten bereitstellen, wurde publik und Pro-jektbetreibem nutzbar gemacht. Besondere Aktivitäten entfaltete die Arbeitsgruppe in den Gebieten Roboterkinematik, Industriemathematik und bei Kooperation in den EG-Programmen COMETT und TEMPUS; ein Alpen-Adria-Physikerverband wurde gegründet, Alpen-Adria-Sti-pendien wurden geschaffen und verteilt, nicht zuletzt von Oberösterreich, Supercomputerexperten, Technologiezentrumsmanager und Immunologen wurden zu Kooperationen motiviert und eine ausführliche Beschreibung von Forschungszentren im Al-pen-Adria-Raum ist erschienen.

Es gibt aber auch Probleme für die Arbeitsgruppe. Diese liegen vor allem im Fehlen gemeinsamer finanzieller Mittel, einer ausgebauten Kooperationsinfrastruktur und im oft mangelnden Wissen um die Möglichkeiten der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria als interregionales Kooperationsnetzwerk in Europa.

Zum Glück haben einzelne Mitgliedsregionen eigene Budgetansätze für Alpen-Adria-Kooperationsprojek-te und die übrigen Mitgliedsregionen, darunter Oberösterreich, sind bereit, Alpen-Adria-Projekte im Einzelfall finanziell zu unterstützen. Allerdings werden die Kooperationsmöglichkeiten auch durch die geringe Finanzierungskraft einzelner Mitgliedsregionen beschränkt. In der Praxis wären die Chancen der wissenschaftlichen und der technologischen Zusammenarbeit im Alpen-Adria-Raum allerdings ungleich größer als derzeit, wenn die Arbeitsgruppe über ein gemeinsames Budget zur Förderung von Kooperationsprojekten verfügte. Das Fehlen einer ausgebauten Kooperationsinfrastruktur ist schon deshalb eine Tatsache, weil alle Beteiligten ihre Funktion in der Arbeitsgruppe neben ihrer vollen beruflichen Verpflichtung wahrnehmen. Die Einrichtung eines Kooperationsbüros der Arbeitgruppe und die Stärkung der Anlaufstellen in den Regionen würde diesen Engpaß abbauen.

Die Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria und ihre Untergliederungen stoßen nicht immer auf jene Einschätzung, die sie aufgrund ihrer Leistungen und Möglichkeiten verdienten. Durch verstärkte Information über die Aktivitäten und die Möglichkeiten der Arbeitsgemeinschaft und durch eine Verbesserung der Arbeitsmöglichkeiten der für die Arbeitsgemeinschaft Tätigen, was ebenfalls zu einer verbesserten „Corporate Identity" von Alpen-Adria beitragen würde, könnte dieses Problem abgebaut werden. Oberösterreich hat in letzter Zeit durch sachliche Arbeit bereits viel zu einer Verbesserung des Ansehens der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria innerhalb und außerhalb ihres Bereiches beigetragen.

Die Lösung dieser Probleme ist letztlich eine Existenzfrage für die Arbeitsgemeinschaft. Die Konkurrenz durch andere, oft gut funktionierende, regionale Kooperationen ist groß. Nur eine starke Arbeitsgemeinschaft wird längerfristig international, auch von der EG, als Partner akzeptiert. Die Arbeit Oberösterreichs für Alpen-Adria ist deshab für die Arbeitsgemeinschaft selbst, für ein „Europa der Regionen" und für alle, die diesem Konzept Sympathien entgegenbringen, von hohem Wert.

Der Autor ist Vorsitzender der Alpen-Adria-Arbeitsgruppe für wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit in Linz.

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