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Kubins von Otto Mauer

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Zum 30. Todestag des großen österreichischen Zeichners und Graphikers Alfred Kubin veranstaltet das Dom- und Diözesanmuseum in Wien ab 24. Oktober eine Sonderausstellung mit Handzeichnungen und Federlithographien zum Thema Tod aus den Beständen der Otto Mauer-Sammlung. Ein Großteil der rund 65 Handzeichnungen und Graphiken wird erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen sein. Für

das Zustandekommen der Ausstellung mit dem Titel „Irgendwie zur Heimat pilgern wir alle“ ist der zu Jahresbeginn neubestellte Leiter des Diözesanmuseums, Anton Nadj zuständig, der darauf verweist, daß dies bis jetzt die einzige Schau in Wien aus Anlaß der 30. Wiederkehr seines Todestages (Kubin starb am 20. August 1959) sein wird.

Die gezeigten Bleistift- und Federzeichnungen seien wie die Lithographien im Verlauf von Jahrzehnten entstanden und dokumentierten in hervorragender Weise die künstlerische Entwicklung Kubins, aber auch die vielschichtige Gestaltung des Todesthemas im Gesamtwerk des Künstlers.

Museumsleiter Nadj vergißt nicht zu betonen, daß die umfangreiche

Kubin-Sammlung auch ein wichtiges Licht auf die Sammlerpersönlichkeit Otto Mauer wirft, dessen Bedeutung für die moderne Kunst in Österreich inzwischen vielerorts erkannt wird.

Auf Nadj' Programm für das Diözesanmuseum stehen weitere Sonderausstellungen aus den Beständen Otto Mauers, doch bedarf es dazu zusätzlicher Räumlichkeiten, denn im Rahmen der ständigen Ausstellung des Diözesanmuseums stehen lediglich zwei Räume für Sonderausstellungen zur Verfügung. Die Entscheidung über die Umwidmung zweier Archivräume in Ausstellungsräumlichkeiten steht noch aus, ebenso die über eine personelle Verstärkung.

Der neugegründete Kunstrat der Erzdiözese Wien hat Nadj offiziell mit der Ausarbeitung eines Konzeptes für die Aktivitäten des Diözesanmuseums beauftragt. „Ich bin zufrieden mit der Zusammensetzung des Kunstrates, in ihm sind praktizierende Künstler, aber wenige Kunsthistoriker und leider kein. Kunstpädagoge vertreten. Ich hoffe, daß mein Konzept bei der nächsten Sitzung Ende Oktober Zustimmung findet“, sagt Nadj.

Auch was die Präsentation junger Künstler im Diözesanmuseum betrifft, hat der promovierte Kunsthistoriker Nadj, der noch immer eine Gastdozentur an der Universität

seiner Geburtsstadt Sarajewo innehat, einige Vorschläge. Aber auch hier soll der Kunstrat erst seine Zustimmung geben. Auch von den Künstlern selbst könnten Initiativen ausgehen.

Im Laufe der Zeit sollte im Diözesanmuseum eine Kartei mit den Namen infrage kommender junger Künstler entstehen.

Ob für ihn nicht auch der Begriff „Sakrale Kunst“ heikel ist?

Hier will sich Nadj nicht festlegen; „Es klingt für mich als Fachmann einfach zu steril, wenn ich .Sakrale Kunst' definieren soll. Wozu brauchen wir eine solche

Definition? Kunst entsteht nicht aus dem Wollen!“

Ob er davon ausgeht, daß der Kunstrat der Erzdiözese Wien seine Vorschläge für kommende Ausstellungen ohne Einwände akzeptieren wird?

Auch die Kirche sollte in den Äußerungen der Kultur, in den Werken der Malerei, Bildhauerei, Literatur, Musik, Architektur die „Zeichen der Zeit“ erkennen, hier Schranken zu setzen, was christlich sei und was nicht mehr, sei nicht primär Aufgabe der Kirche. Er habe keine Befürchtungen, daß der Kunstrat da eingreifen werde.

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