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Lainzer Mordprozeß

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Weihnachten 1973. Die österreichische Dichterin Jeannie Ebner schreibt mir folgende Widmung in einen ihrer Gedichtbände:

„In Verehrung und Dankbarkeit für Ihren Mut und Ihre Aufrichtigkeit, die mehr bewirken mögen in dieser faulen Welt als meine einsamen Bemühungen. Zehn Jahre lang war ich viermal wöchentlich im Altersheim Lainz, um das Ärgste zu verhindern, was meiner Mutter dort angetan worden wäre. Ich bin gescheitert. Ihre sehr ergebene Jeannie Ebner.”

Dieser erschütternden Aussage, bestätigt von zahlreichen ähnlichen, die sich in meinem Besitz befinden, kommt in den Tagen des Lainzer Mordprozesses besondere Bedeutung zu. Zum besseren Verständnis ( dieser grauenvollen Vorgänge muß man sich vor Augen halten, in welcher Atmosphäre von Brutalität und Unmenschlichkeit diese jungen Frauen ihren Beruf angetreten und ausgeübt haben. Sie sind durch eine „Schule” gegangen und sind deshalb auch so geworden. Nach dem, was ich in meiner Amtszeit in Spitälern und Altersheimen an menschenunwürdigen, von der Obrigkeit geduldeten Zuständen gesehen habe, ist es fast unvermeidlich, daß junge Menschen den Respekt vor dem Leben verlieren.

Die persönliche Verantwortung für die Untaten bleibt natürlich bestehen, die teilweise auf mangelnde Hemmungsreflexe zurückzuführen sind.

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