7109161-1995_44_05.jpg
Digital In Arbeit

Das Gute des Bösen

Werbung
Werbung
Werbung

Gerade weil Briefbombenterror individuelle Tragödien zur Folge haben und sicherheitspolitische Unsicherheit verursachen, erschüttern sie auch die Gemüter von vielen Nicht-Betroffenen. Und das ist das Gute, das aus der bösen Tat erwächst.

Denn so mancher in Österreich begreift, daß das Flüchtlingsschicksal nicht nur an die Hilfsbereitschaft einzelner appellieren darf, daß das Miteinanderleben mit Menschen, die aus anderen Ländern nach Österreich kommen, keine Gefahr bedeutet, sondern eine Aufforderung zur Kommunikation darstellt. Sie begreifen, daß sowohl diese Gruppen als auch diejenigen, die sich für sie einsetzen, der Solidarität der Gesellschaft bedürfen.

Der Direktor der Poysdorfer „Hauptschule Hindenburgstraße”, Dr. Werner Lenk, hat die Feier zum Nationalfeiertag in seiner Schule heuer ohne Fahne und Hymne begangen. Stattdessen widmete er sie Frau Loley, Opfer eines feigen, heimtückischen Briefbombenanschlages. Er rief die Lehrerschaft, die Schüler und die Bevölkerung zur Solidarität mit ihr und zur Unterstützung ihrer Tätigkeit für die Flüchtlinge in Poysdorf auf. Hunderte von Unterschriften von Lehrern und Schülern überbrachte Lenk am darauffolgenden Tag Frau Loley.

Diese Aktion zeigt erstens, daß die entschlossene Haltung eines verantwortungsbewußten Bürgers angesichts eines Verbrechens, das sich gegen die Menschlichkeit richtet, eine positive Atmosphäre in einer Gemeinschaft schaffen kann, in der vorher eine entweder passive Haltung oder sogar ausgesprochene Animosität gegen die Tätigkeit von Frau Loley präsent war.

In Poysdorf müssen sich heute die Täter und ihre Sympathisanten isoliert fühlen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung