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Macht und Ohnmacht

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Schon im Jahre 1941 erregte Frank Thiess’ Darstellung eines Jahrtausends europäischer Geschichte — von der klassischen griechischen Kultur bis zur Frühzeit des byzanthinischen Reiches — Aufsehen. Wenige Monate nach dem Erscheinen verboten, hat Thiess und Text für die späteren Fassungen modifiziert, ohne freilich den Sinn des ursprünglich „Roman eines Jahrtausends“ titulierten Werkes zu verändern.

Nach wie vor fasziniert diese dichterische Gestaltung einer Epoche, die für die weitere Entwicklung unserer Kultur und Zivilisation maßgeblich war. Thiess’ Fähigkeit, dichterische Darstellung mit historisch-wissenschaftlicher Sorgfalt zu verbinden, hat nichts von ihrer Kraft und Wirkung eingebüßt.

Die tragende Grundüberzeugung, daß erst die seelische Unstabilität des Menschen, seine Unfähigkeit, zwischen dem Göttlichen und dem Teuflischen in sich einen harmonischen Ausgleich zu finden, Geschichte ermögliche, hat nichts an Aktualität verloren.

Die von Thiess behauptete Amoralität der Geschichte fällt mit einer nahezu organischen Bedingtheit aller Geistigkeit zusammen, die erst verstehen läßt,

warum das Dämonische nicht nur für die genannte Epoche Gültigkeit behält.

Man kann auch heute dieses Buch nicht ohne beklemmende Parallelen zur Gegenwart lesen. Schicksal und Freiheit verflechten sich zu einem momentalen Gemälde menschlicher Macht und Ohnmacht, Eitelkeiten und Ängsten. DAS REICH DER DÄMONEN. Von Frank Thiess. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1982. 543 Seiten, geb., öS 210,-.

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