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Medea raucht

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Skandalon, auf das Euripides es angelegt hat, ist die „Medea" heute wohl nicht mehr. Doch die darin angesprochenen Themen beschäftigen uns immer wieder. Die Neuinszenierung des ehemaligen DDR-Regisseurs Herbert König am Wiener Volkstheater konzentriert sich unaufdringlich auf die Themen „Frau" und „Fremd". Medea ist die gefühlsstarke, fremde Frau, die sich nicht der Logik der rationalen (westlichen) Welt fügt -deshalb Ausserwinkler zum Trotz öfters raucht -, sondern sie durch ihre Übertreibung als unmenschlich entlarvt. Nur durch den Mord an ihrer beider Kinder und an der neuen Frau kann sie Iason in seinem Utilitaris-mus vernichten. Dafür nimmt sie als echte Heroine sogar ihren seelischen Tod in Kauf.

Wie kläglich wirken gegenüber dieser Größe (die es auch im Bösen gibt) die drei Männer. Der brustschwache Patriarch Kreon, der sich nur durch Ausweisung gegen die „wilde Frau" zu helfen weiß und dem Georg Trenk-witz etwas zu wenig Farbe verleiht. Der blasierte Schönling Iason, der bis zuletzt nichts kapiert, weil er nur seinen Vorteil sieht, der seinen Söhnen Boxhandschuhe schenkt, damit sie später seine Feinde bekämpfen und den Dietrich Adam außerordentlich gültig gestaltet. Auch der „Softie" Aigeus, der sich's mit niemandem anlegen will und der von Peter Uray überzeugend langweilig gegeben wird, ist keine positive Erscheinung.

Alles überragend aber ist Birgit Doli als Medea, die ihre Seele auskotzt, bevor sie ihre Kinder umbringt und dann als erstarrte Kriegsgöttin von dannen zieht.

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