Trude Fleischmann wurde 1895 in Wien geboren und starb 1990inBrew-ster (New York). Sie gehörte zu den bedeutendsten Fotografinnen der Zwischenkriegszeit. Sie beschäftigte sich mit Porträts, Theater- und Rollenfotografien, Akt-, Bewegungs- und Tanzstudien sowie Landschafts- und Architekturdarstellungen.
Die Bedeutung liegt nicht nur im sensiblen Umgang mit den darzustellenden Menschen und Objekten, sondern auch in der kulturhistorischen Wichtigkeit. Fleischmann porträtierte Adolf Loos, Peter Altenberg, Franz Blei, Karl Kraus und Alban Berg. Sie schaffte in ihren Aktstudien jene seltene Annäherung an den menschlichen Körper, die als Gratwanderung zwischen Voyeurismus und Exibitio-
nismus einerseits und Verleugnung der Leiblichkeit des Menschen andererseits mühelos erscheinen ließ. Ihr Lehrer Rudolf von Larsich sagte den für ihre Arbeit entscheidenden Satz: „Wem Gott die Augen geöffnet hat, der sieht viele Paradiese auf Erden."
Arbeiten von Trude Fleischmann, aus den Jahren 1918-1938 hat Hans Schreiber in einem behutsam gestalteten Buch versammelt. Der Band zeigt, welche Voraussetzungen für visuelles Arbeiten in Wien vorhanden waren, doch durch die Brutalität der Geschichte vernichtet worden sind.
TRUDE FLEISCHMANN. FOTOGRAFIN IN WIEN 1918-1938. Von Hans Schreiber. Wirtschafts-Trend Zeitschriftenverlag, Wien 1991. 144 Seiten, 86 Abbildungen, öS 498,-.
