6984114-1986_19_19.jpg
Digital In Arbeit

Messiaen in Wien

Werbung
Werbung
Werbung

Er ist 78, ein eher scheuer, zurückgezogen lebender Musiker. Und doch zählt er zu den faszinierendsten Komponistenpersönlichkeiten der europäischen Nachkriegszeit: Olivier Messiaen, 1908 geboren in Avignon, Pariser Konservatoriumschüler bei Marcel Dupre und Paul Dukas und seit 1942 selbst Professor am Conservatoire National, hat als Musiker das Kalkül der Modernen durch ekstatische Leidenschaft für katholische Liturgie und durch mediterrane Farbenmystik ersetzt. Schon durch die tiefe metaphysisch-religiöse Bindung stellt sein gewaltiges Werk einen Sonderfall innerhalb der Musikszene dar.

Messiaens Schaffen ist von überwältigender Vitalität getragen, wie seine monumentalen Orgelwerke, seine symphonischen Naturvisionen und vor allem sein im Vorjahr mit enormem Erfolg an der Pariser Oper uraufgeführ-tes Musiktheaterwerk „Franz von Assisi“ beweisen.

Nun ist es dem Wiener Konzerthaus gelungen, Messiaen nach langen Jahren erstmals wieder nach Wien zu holen: Messiaen im Gespräch und als Ehrengast von Aufführungen seiner Werke „Des Canyons aux Etoiles“ (unter Heinz Hollinger) und der Orgelkomposition .Meditations sur le Mystere de la Sainte Trinite“. Blicke in einen Musikkosmos besonderer Art.

Vergangenheit des Mittelalters und himmlische Zukunft werden eins; Sinnenfreudigkeit und mystisches Kalkül, in dem rhythmische Kanons, Krebsgänge, polyrhythmische Strukturen zu ungemein lebendigen kontrapunktischen Formgeweben verflochten werden — all diese Mittel setzt Messiaen mit packender Uberzeugungskraft ein. Eines der verdienstvollsten Wagnisse dieser Saison.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung