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Mitgefangen, mitgehangen!

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Die Abgeordnete Otilie Matysek darf nicht mehr an den Sitzungen ihres sozialistischen Landtagsklubs teilnehmen. In seltsamer Eintracht haben die burgenlän-dischen SP-Mandatare ihre frühere Klubobfrau endgültig zu Fall gebracht.

Merke: alle Bürger haben das Recht auf freie Meinungsäußerung, ausgenommen Funktionäre der Sozialistischen Partei des Burgenlandes. Im Land Theodor Kerys gehen die Uhren eben anders. Der unumschränkte Chef der Landessozialisten mag keine Kritik, schon gar nicht aus den eigenen Reihen.

An und für sich könnte man die ganze Angelegenheit als parteiinternen Konflikt werten und zur Tagesordnung übergehen. Die einfachen Parteimitglieder werden ihren Obmann schon noch vom hohen Roß holen, könnte man meinen — wenn da nicht mehr auf dem Spiel stünde.

Denn der Fall Kery ist kein ausschließlich burgenländi-sches Trauerspiel. Kerys Demokratievorstellungen fordern alle Demokraten in Österreich heraus. Herausgefordert ist in erster Linie auch der Burgenländer auf dem Obmann-Sessel der Bundes-SP, Kanzler Fred Sinowatz.

Wenn Sinowatz seinem langjährigen Weggefährten in der Politik weiterhin die Mauer macht, dann gerät er über kurz oder lang gleichfalls in ein demokratiepolitisch schiefes Licht. Mitgefangen, mitgehangen.

Es genügt im Fall Kery nicht, auf eine biologische Lösung zu warten. Denn das, wofür der Name Kery steht, wird in der Partei tradiert. Genug Kerys scharren bereits in den Startlöchern. Da hilft nur ein Großreinemachen.

Gewinnen kann dabei nur das Ansehen der Politik insgesamt.

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