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Die Reformer sind müde

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Als vor wenigen Wochen das Auto des steirischen Landeshauptmannes von einer hysterischen Kuh attackiert wurde und im Straßengraben landete, witzelte ein Wiener Boulevardblatt boshaft: „Schwarzer Landeshauptmann als rotes Tuch.“ Dieses aggressions-fordernde „rote Tuch“ hat jedoch auf dem Gebiet der Bundespolitik in letzter Zeit merklich an Wirkung verloren. Hätte es noch eines Beweises bedurft, daß die in der „Grünen Mark“ so stürmisch aufgebrochene Reformbewegung ein harmloses Lüfterl geworden ist, das nur besonders sensiblen Föhnanfälligen noch leichtes Kopfweh bereitet, so wurde dieser Beweis mit der Kandidatenliste für die Nationalratswahlen erbracht. Was wurde da um Mandate gestritten und intrigiert, was wurde da geistig massakriert! Und was war das Resultat? Spädiche drei neue Kandidaten, von denen zumindest einer, der in der Obersteiermark an dritter Stelle kandidierende 41jährige Dona witzer Arbeiterbetriebsrat Siegmund B u r g e r, recht umstritten ist. Noch einen Tag vor dem letzten Termin, an dem die Kandidatenlisten eingebracht werden mußten, gab es Auseinandersetzungen bis in die Morgenstunden, weil die Person Burgers im Kreuzfeuer interner Kritik stand. „Ehemaliger“ oder Kryptokommunist — das war die Frage. Knapp vor Torschluß soll es dem verzweifelt um sein Mandat kämpfenden Metallarbeiter aber doch gelungen sein, alle Anschuldigungen zu entkräften.

Der zweite neue ÖVP-Kandidat, der 40jährige Bürgermeister von Klein-Lobming, Johann Schrotter, wurde ebenfalls im Wahlkreis Obersteier aufgestellt. Schrotter kandidiert an zweiter Stelle und übernimmt das Mandat des ehemaligen Landwirtschaftsministers T h o m a. Burger ersetzt den bisherigen Nationalratsabgeordneten B 1 e y e r, von dem Eingeweihte zu berichten wissen, er habe sich im Parlament durch eine völllig unsteirische Schweigsamkeit ausgezeichnet: Dacht' sich sein Teil und ließ die anderen reden. Er dacht' soviel, daß er angeblich nicht daran dachte, auch nur ein einziges M a 1 das Wort zu ergreifen.

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