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Im niederösterreidiischen Blätterwald

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Um es gleich und mit allem Ausdruck des Bedauerns zu sagen: Das Lokalblatt alten Stils liegt in den letzten Zügen. Es kann nicht mehr lange dauern, bis es, wie etwa die ,,Lokalbahn“ vom Typ der lieben alten Ischler Bahn, nur noch eine Reminiszenz sein wird. Immer seltener kommt es vor, daß ein heißsporniger Redakteur das Produkt seines Kollegen in einem giftigen Leitartikel als „Schwarze Tante“, als „Kremser Wettl“ oder als „Käseblättchen“ verunglimpft oder gar mit frevelhafter Feder ohne Parteiauftrag sich ins Kampfgewühl der Kommunal- oder Landespolitik stürzt, um eigene Gedanken zu verfechten. Sogar seine Leibleser würden sonst kopfschüttelnd fragen: „Ja, derf er denn des?“ Das will aber nicht sagen, daß es eine Lokalpresse nicht gibt.

Niederösterreich: Vier Dutzend Titel

Freilich, an den Zeitungsständen liegen nicht viele auf. Wenn wir aber im Pressehandbuch nąchblattern, so finden wir allein in Niederösterreich vier Dutzend Titel, aus denen wir allein schon entnehmen können, daß manche Gebiete drei- oder vierfach von Lokalblättern betreut werden. In St. Pölten etwa konkurrieren die „St.-Pöltner Zeitung“ (Preßverein), die „St.-Pöltner Rundschau“ (SPÖ), die

„St.-Pöltner Nachrichten“ (KPÖ) und die „St.-Pöltner Wochenpost" (unabhängig) um die Gunst des Lesers. Eine dreifache Betreuung ist im ganzen Lande die Regel.

Was ist das,für ein merkwürdiger Widerspruch, daß wir dem Lokalblatt einerseits sein nahes Ende prophezeien, anderseits ein dreifaches Leben bescheinigen? Die Diskrepanz liegt in der Unschärfe des Begriffs. Wir werden gut tun, zu unterscheiden und zu definieren. „Lokalblätter“ sind die Zeitungen, die nur für eine Gemeinde oder einen Bezirk bestimmt sind, als „Regional- oder Viertelblätter“ werden die Zeitungen zu bezeichnen sein, die mehrere Bezirke oder ein ganzes Viertel erfassen. In Niederösterreich gehören mehr als drei Viertel der Zeitungen zu dieser Kategorie. Daneben wären noch die Landesblätter zu nennen, die aber fast durchweg fachlich ausgerichtet sind. Diese wie auch die Fach- und Betriebsblätter sowie die kirchliche Presse werden in unsere Betrachtung nicht miteinbezogen, auch nicht das „Echo", früher „Echo der Heimat“, das wohl von örtlichen „Vorfällen" lebt, und anscheinend gut lebt, und sich zudem als von hoch und niedrig respektierte und gefürchtete „Privatsuperjustiz" etabliert hat, aber keine Regional- oder Lokalzeitung nach unserer Definition ist.

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