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Mut vor dm Freund

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Daß die Wiener Museen in miserablem Zustand sind, wissen inzuAschen alle. Jedem ist auch fclargeiüorden, daß die eben festgestellten Mängel und Schäden nicht erst gestern entstanden. Weder die fehlende Klimaanlage für Bilder und Musikinstrumente noch die ausstehende Elektrifizierung (!) einiger Säle im Naturhistorischen Museum fehlen erst seit Wochen. Was aber erst kürzlich vehement und unisono einsetzte, war der Protest der Direktoren.

Dieser Protest ist nicht nur verständlich und notwendig, er ist so notwendig, daß man sich fragt, warum er erst in der bisher kurzen Ägide des Ministers Hans Tuppy einsetzte. Störte vorher die nicht existierende Elektrifizierung weniger, waren die kostbaren Bilder durch mangelnde Klimatisierung, schlecht schließende Fenster nicht gefährdet?

In iTisiderkreisen hörte man von diesen Mängeln seit Jahren — nur an die Öffentlichkeit drangen sie bloß sehr leise, wenn überhaupt. Endlich ist das geschehen, und warum erst jetzt?

Zwei Gründe gibt es: Direktoren, die von einem Minister oder einer Regierung berufen werden, sind jenen, die sie berufen haben, aus ganz normalen menschlichen Gefühlen heraus dankbar. Das aber gilt nicht für Tuppy und die neue Regierung. ■

Zudem trat Tuppy als neuer Minister an und mußte sich gerade im Museumsbereich erst einxLrbeiten. Also schien es eine Schwachstelle, eine günstige Gelegenheit zu geben, das Ministerium, die Regierung (deren neue Vertreter an der bisherigen Misere unschuldig sind) heftig zu attackieren und demonstrativ auch eine Galerie zu schließen,jetzt zu Beginn der Touristenzeit.

Man kann natürlich die Phrase von „Fünf Minuten vor zwölf“ und „Es ist nie zu spät“ dreschen. Und natürlich muß enorm viel geschehen. Aber jetzt, da die Staatsschulden gigantisch, die Spamotwendigkeit existentiell sind, ist dies, das muß jeder begreif en, schwieriger als noch vor zehn Jahren. Wo waren damals die Alarmrufe, die Offensiven in der Öffentlichkeit?

Was freilich damals so streng wie je gehandhabt wurde, war der Widerstand, wichtige Kunstwerke zu Ausstellungen als Werbung für Österreich ins Ausland zu schicken: da waren unsere Museen stark, da wurde die Zerstörung der Bilder in ausländischen Museen herauf-^ beschworen.

Wären aber das Metropolitan Museum in New York und die meisten anderen berühmten Mxiseen (natürlich mit Klimaanlage, klimatisierten, stoßfreien Transporten) nicht geradezu eine Sommerfrische gegenüber unserem Kunsthistorischen oder dem Oberen Belvedere?

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