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Digital In Arbeit

Nicht auf anderer Rosten

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In einer gut funktionierenden De-i mokratie sollte eigentlich niel mand - außer aus sozialen Gründen auf Kosten der anderen leben. Dieser idealistische Gedanke könnte einem durch den Kopf schießen angesichts des Gezerres um die Pensionsreform, der jüngsten Krankenkassenbilanz und des Spruchs des Verfassungsgerichtshofs zur Familienbesteuerung.

Auch wenn aus dem eilig zusammengebastelten Pensionsreform-Entwurf der Regierung noch einige Ungerechtigkeiten beseitigt werden müssen, so ist die relativ undifferenzierte Ablehnungsfront der Gewerkschaften doch betrüblich. Während nämlich auch die meisten einfachen Mitglieder schon längst einsehen, daß es nicht im bisherigen Trott weitergehen kann, läuft die Funktionärsentscheidung auf ein Einzementieren des unhaltbaren fst-Zu-standes hinaus.

Fast sieht es so aus, als wollten die Funktionäre ängstlich ihre Daseinsberechtigung bestätigen, indem sie auf wohlerworbene Rechte pochen. Die aber könnte man in vielen Fällen auch als Privilegien sehen, die in der Zeit des Überflusses als Wahlgeschenke verteilt wurden.

Sie wurden und werden aber nicht etwa aus den Privatschatullen der Politiker, sondern aus dem Geld der Österreicher finanziert, die dieses als Steuer abliefern.

Rei den Verhandlungen sollte man sich auch das Beispiel der Sanierung der Krankenversicherung vor Augen halten. Sie zeigt, daß es bei unserem noch immer sehr hohen Wohlstandsniveau sehr wohl möglich ist, durch gar nicht so schmerzvolle Abstriche wieder in die Zone der Finanzierbarkeit zu kommen.

Auch die Entscheidung des Ver-fassungsgerichtshofes, die finanzielle Belastung durch die Kindererziehung steuerlich stärker zum Tragen zu bringen, geht letztlich auf den Gedanken zurück, daß niemand auf Kosten von anderen besser gestellt sein und daß jeder nach seinen Möglichkeiten für das selbst bezahlen sollte, wovon er direkt und indirekt Nutznießer ist.

Denn die Kinder von heute werden morgen die Sozialleistungen der Kinderlosen finanzieren.

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