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Nicht versengend

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(Salzburger Festspiele, Landestheater: „Der seidene Schuh” von Paul Claudel) Zwischen Jahrmarktfest und metaphysisch-religiösem Drama angesiedelt, läßt Claudel Regisseur und Publikum aus seinem „Opus universalissi-mum” wählen. Hans Lietzau, mit dem Kolossalgemälde aus den zwanziger Jahren lange vertraut, zeigt mit dem Salzburger „Seidenen Schuh” einen Bilderbogen, der mehr das Historisch-Anachronistische konturiert, aktuelle Probleme aber abwirft, wie jene der Dritten Welt, die der Diplomat Claudel schon früh gesehen hat. Das allzu Belehrende des Stücks hat Lietzau zu aller Vorteil rigoros beschnitten.

Es bleibt die beherrschende Liebesgeschichte von Rodrigo und Proeza, diese über Kontiner -te, Mond und Sterne schmachtende Love-Story ohne Erfüllung, und die leidet einmal am heutigen Unverständnis für Entsagung und Opfer, zum anderen an den Protagonisten.

Denn Proeza und Rodrigo brennen ein Leben lang, nicht still, bescheiden, sondern versengend. Nicht umsonst vergleicht Hans Urs von Balthasar, dessen Ubersetzung gespielt wird, die beiden mit Dante und Beatrice, Tristan und Isolde, Hyperion und Diotima. Und da lief das konsequent theaterwirksame Konzept Lietzaus auf Sand. Denn in Sibylle Canonica brennt nichts, womit Proeza auch nur den Rand dieses starren Kosmos ansengen könnte. Die Höhen und Tiefen Rodri-gos hat Maximilian Schell auf wohltemperierte Mitte eingestellt. Lambert Hamel zeigt hingegen einen ziselierten Camilo. Für den dennoch großen Theaterabend hat Ezio Toffolutti Bühne und Kostüme in Claudeischem Sinn entworfen.

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