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Nicht wie Steger!

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Ein paar bekannte, ein paar neue Gesichter wird uns das Fernsehen demnächst regelmäßig ins Patschenkino liefern. Ein Gesicht wird nie mehr dabei sein: das von Norbert Steger. Er hat es schon vor seinem Ausscheiden aus der Regierung zur Gänze verloren.

Als Musterbeispiel dafür, wie es nicht laufen sollte, ist der Modellfall Steger eine Betrachtung wert.

Norbert Steger ist intelligent und vielseitig. Sein Vorhaben, die FPÖ als liberale Regierungspartei zu profilieren, war zweifellos begrüßenswert. In der Praxis freilich erwies sich dann das politische Genie des Norbert Steger als begrenzt. Und wie dies nun schon einmal so ist: Zum Verpatzten gesellt sich dann auch noch das Pech. Stegers Konto füllte beides im Ubermaß.

In einer solchen Situation müßte ein Mensch selbstkritisch (und selbstbewußt!) genug sein, zu sagen: Diese Position überlasse ich einem, der sie besser ausfüllt — ich habe genug Talent für andere wichtige Aufgaben! Der Ruf nach einem neuen Obmann wäre eine solche Chance für Steger gewesen.

Er aber handelte, wie es die unter Prestigedruck stehende politische Praxis angeblich erfordert: je größer die Probleme, um so forscher die Sprüche. Man täuscht Sicherheit vor, wo die Zweifel wachsen, und spielt mit schwachen Knien den angeblich starken Mann.

Das kann eine Zeit gutgehen, aber wenn die Kluft zwischen Schein und Sein zu groß geworden ist, kommt der Zusammenbruch. Für Steger kam er in Innsbruck.

In einer solchen Situation gibt es immer noch Alternativen fürs Handeln. Ein sogenannter treuer Parteisoldat schluckt alle Demütigungen hinunter, schweigt und leidet still in sich hinein. Manche beeindruckt das, alle nicht.

Steger wählte einen anderen Weg, der noch weniger Freunde zu finden pflegt: den der larmoyanten Selbst-bemitleidung und der Klage über den Verrat vermeintlicher Freunde. Hier zeigte Steger noch einmal, wie unpolitisch er letztlich ist: Die Erwartung, daß nach einem Wahlsieg, wie ihn seine Partei nie zuvor errungen hat, der halbe Funktionärskader aus Sympathie mit ihm aus der FPÖ austritt, gab ihn auch noch der Lächerlichkeit preis.

Eine Lächerlichkeit, die ein Mensch wie Norbert Steger nicht verdient, wenn er ein Mensch bliebe, der seine Stärken und seine Grenzen kennt und zugibt.

Daß die Neuen in der Regierung in diesem Sinne Menschen bleiben, sei der Christen Einstandsgebet für sie.

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