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Nochmals Perutz

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„Nachts unter der steinernen Brücke“ von Leo Perutz, „Ein Roman aus dem alten Prag“, ist leicht zu lesen, war aber schwer zu schreiben. Die frühesten Notizen entstanden “1924, beendet wurde das Werk im März 1951, von Torberg und anderen sogleich bewundert, aber Paul Zsolnay, der alte Verleger von Perutz, glaubte nicht, „es mit Erfolg bei der gegenwärtigen Einstellung der Leser in Deutschland und Österreich herausbringen zu können“.

Er behielt recht. Das Buch erschien zwar 1953 bei der Frankfurter Verlagsanstalt, ein Neudruck bei der Europäischen Ver-iagsanstalt, dann auch bei Zsolnay und sogar als Taschenbuch; aber die epische Bravourleistung dieses Novellen-Romans ist noch immer nicht genügend gewürdigt worden.

Diese Ghetto-Legende hieß (als Arbeitstitel) „Meisls Gut“, reicht von 1571 bis 1621 und spielt sich (aus dramaturgisch wohlüberlegten Gründen) nicht chronologisch ab, sondern anekdotisch pointiert und in zwei Welten: auf der Burg Rudolfs II. und dort, wo „Die Pest in der Judenstadt“ ausgebrochen ist, wofür selbstverständlich dessen Bewohner verantwortlich gemacht werden.

Wiederholt interpoliert wird kurz die Bemerkung eines Hauslehrers (und Nachfahren jenes Mordechai Meisl), zuletzt mit dem Zusatz des Chronisten: „Um die Jahrhundertwende, zu der Zeit, als ich fünfzehn Jahre alt und Schüler des Gymnasiums war — “, so wird die Sage virtuos zur Jugenderinnerung stilisiert.

NACHTS UNTER DER STEINERNEN BRÜCKE. Von Leo Perutz. Verlag Paul Zsolnay, Wien, Darmstadt 1988. 296 Seiten, öS 228,-.

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