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Ob man’s so wollte in Friesach?

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Die Friesacher Sommerspiele, zum drittenmal vom Reinhardt-Seminar beschickt, gaben mit Shakespeare ihre Karte ab und brachten des Dichters „Zwölfte Nacht“, die man besser als „Was ihr wollt“ kennt und liebt Und mit der Aufführung kam das Staunen über die Form, in der das Lustspiel an- geboten wurde. Günter Dhen, der als Regisseur mit der Inszenierung sein Probestück lieferte, tat es denen nach, die ein klassisches Stück auf Gedeih und Verderb anders wollen als der Dichter, und setzte es sich in den Kopf, das Werk auf diesen zu stellen: Was da edel und von gehobener Sprache ist, mochte im Kostüm einhergehen, wer aber dem Mummenschanz der Dreikönigs-, der zwölften Nacht, verpflichtet ist, sollte es „zeitgemäß“ betonen. So wurden die Saufkumpane Rülps und Schmerzwang (so nennt Erich Frieds Übersetzung den uns als Blei- chenwang vertrauten Spaßmacher) auf Rollschuhe gestellt und zum Teil in Rugbyrüstung gesteckt. Malvolio bekam Cut und Melone, und der liebenswerte melancholische Narr trat wie ein Reporter in Transistrien und nicht Illyrien auf, mit Tongerät und Schreibmaschine bewehrt. Gab’s „Hamlet im Frack“, warum sollte es nicht einen zigarettenrauchenden Narren im Staubmantel geben?

Daß es fröhlich und beweglich werde, stellte Prof. Walter Hoesslin Rundscheiben und eine Spielfläche in den Raum, zweckmäßig und unter den Bäumen und Büschen des Dominikanergartens mit lauschigen Ecken versehen, in denen die Darsteller sichtbar auf ihre Auftritte warteten, während dienendes Volk den Schauplatz mit

Requisiten und Kostümen ausstattete, das Donnerblech grollen und Lichtsignale blitzen ließ. Hier konnte sich das Spiel entfalten, Orsino seinen Liebes- schmerz mit (viel zu langer) Musik dämpfen, konnten die Junker außerhalb ihrer Rollen umherrollen und die Liebenden Seufzer zum Sternenhimmel schicken. Das alles mit drastischen Mitteln aufgeputzt und mit mundartlichen Randbemerkungen der „Bühnenarbeiter“ versehen.

Aber war das noch das zauberhafte Um und Auf und Quidproquo der Komödie? Viele glaubten es, dem Beifall nach zu schließen, viele aber erinnerten sich, wie seinerzeit auf dem Friesacher Petersberg „Was ihr wollt“ gespielt worden ist, weniger schön in der Sprache vielleicht, aber Shakespeare näher.

Sei’s drum, man hatte eine in den Einzelheiten beachtliche Aufführung zustande gebracht und mit Renata Jenny (Olivia), Magdalena Stolze (Viola), Judith Melischek (Maria) und dem Narren Monika Geiger auch eine begabte Damenriege zur Verfügung, denen in den männlichen Akteuren Packhäuser (Orsino), F. X. Zach (Rülps) und Bernhard Schärfl (Schmerzwang) - um einige zu nennen

- ebenbürtige Partner talentvoll gegenüberstanden. Uber allen aber ist die Verkörperung des Malvolio durch Mark Zurmühle zu stellen, der hinter Dünkel und Etepetete den armen Teufel, den gequälten Menschen sichtbar werden ließ. Man spendete starken Schlußapplaus, aber die Frage bleibt: War diese Inszene für Friesach und seine Umgebung das Richtige?

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