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Polen sucht am Südpol nicht nur Krill

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Die Alarmrufe der „FAO“, denen-zufolge der Nahrungsmittelbedarf der Welt in relativ naher Zukunft aus den zur Zeit genutzten Quellen nicht mehr befriedigt werden könne, hat der Suche nach neuen hungerstillenden Materien Auftrieb gegeben. So ist die Bundesrepublik durch Forschungen über Krill im Südpolgebiet engagiert. Sie gehört jedoch nicht dem „Wissenschaftlichen Komitee für Antarktis-Untersuchungen“ (SCAR) an, das unter Teilnahme von 11 Unterzeichnern des Südpolvertrages von 1959 soeben seine 14. Sitzung in der argentinischen Stadt Mendoza beendete.

Die heftig umstrittene Frage nach der Souveränität über die Zone stand nicht zur Debatte. Sie ist vertraglich bis 1991 auf Eis gelegt und entzog sich auch dem Einflußkreis der tagenden Forscher. Diese stimmten darin überein, daß man dafür Sorge tragen müsse, daß die Tier- und Pflanzenwelt des Südpolgebietes erhalten bleibe. Der Vorschlag, den Atommüll dort abzulagern, den ein nordamerikanisches Institut vor drei Jahren produziert hat, ist auch von den USA abgelehnt worden.

Von größter Bedeutung sind jedoch die Forschungen der Kli-matologen, weil die Wärme im Süden der Erdkugel weitgehend von den Windströmungen und sonstigen klimatischen Bedingungen des Südpolgebietes beeinflußt wird. Die Wissenschaftler waren sich darüber einig, daß eine Ausbeutung der Naturschätze der Antarktis gegenwärtig nur in bezug auf Fische und Krill möglich ist. (Krill ist ein kleiner Krebs mit hohem Proteingehalt, der gut schmeckt, vor allem aber leicht zu Paste verarbeitet werden kann). Jedenfalls ist ein gewaltiges Tauziehen um die Ausbeutung des Krills zu erwarten. Es kündigt sich schon darin an, daß Polen unter Hinweis auf diese Rohstoffquelle seine Position im Südpolgebiet verändern will. Es kündigte jetzt an, daß es eine dauernde wissenschaftliche Basis im Südpol-Festland-Sektor „San Martin“ errichten wolle. Dadurch erhält es nach den Grundlagen des Südpolvertrages einen Souveränitätsanspruch, wie ihn bisher die 12 ersten Unterzeichner des Paktes in Anspruch genommen haben. In Buenos Aires erklärte man, daß Polen das „antarktische Gleichgewicht“ störe, und sprach von dem wichtigsten politischen Ereignis auf dem Gebiet des Südpolrechts seit 1959. Die Erregung Argentiniens erklärt sich daraus, daß der polnische Stützpunkt in einem Sektor des Antarktisgebietes errichtet werden soll, um den bisher schon Argentinien und Chile mit England streiten.

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