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Puppen stehlen die Show

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Man glaubt es kaum. Aber in den Archiven der Nationalbibliothek, der Stadtbibliothek, und natürlich auch zahlloser ausländischer Bibliotheken sich umzusehen, lohnt sich immer wieder. Sogar im Fall eines Jacques Offenbach, von dem allzu oft gesagt wurde, seine kleinen Werke aufzuführen sei unergiebig. Die Wiener Kammeroper hat zum Beispiel den Einakter „Die klassische Witwe“ als österreichische Erstaufführung auf ihre Minibühne gebracht und damit einen großen Werkerfolg erzielt.

‘ Denn das kleine Stück schwelgt in melodischen Einfallen. Die Partien dieser uralten Geschichte um die trauernde Witwe von Ephesos, die von einem Soldatenfeschak aus ihrem Jammer gerissen wird, sind dankbar. Das witzige Stück wäre aber wert, einmal auch in den Noten genau geprüft zu werden, um so manche (offenbar durch Abschriften eingerissene) Schlamperei zu beseitigen.

Die Kammeroper schickt dafür zwei junge Sängerinnen in die Schlacht, die sich überzeugend schlagen: Dorothee Reingardt (Witwe) und Mary Burgett (Klagefrau). Beide verfügen über hübsche, schlanke Stimmen, spielen überzeugend. Sonst leider große Flaute: Die Männer beweisen nur den Tenor- und Baritonnotstand am Fleischmarkt, die Regie Jürgen Kaiziks fällt nicht weiter auf. Kunststück, beschränkt sie sich doch auf ein bißchen Bewegungsmache. Das Bühnenbild Peter Giljums: unergiebig…

Ereignis dieses Abends waren für mich allerdings die hinreißend schönen Puppen des Wiener „Pupo- droms“: Erwin Piplits hat sie für Manuel de Fallas selten gespieltes Meisterwerk „Don Pedros Puppentheater“ geschaffen. Ein bezaubernd poetisches Spiel um die Befreiung der schönen Melisandra aus den Krallen eines Vfaurenfürsten, das in einem Wirtshaus vor den Augen Don Quijotes zum hintergründigen Theater auf dem Theater wird. Piplits’ Bühnenbilder und Puppen begeistern durch herrliche Einfälle, poetisch zarte Farben, sparsame Stüisierungen. Die Regie Jürgen Kaiziks blieb auch hier im Hintergrund, wo es um den singenden Don Quijote und den Wirbel im Wirtshaus geht. Um de Fallas herrliche Partitur blankpoliert aufzuführen, müßte aber viel härter gearbeitet werden. Vor allem auch im Orchester, dem Wolfgang Gröhs Präzision einzudrillen sich bemühte.

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