Im Rausch der Jugend

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Darf die Polizei die Jungen beim Feiern stören? Brigitte Quint über eine Frage, die polarisiert.

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Darf die Polizei die Jungen beim Feiern stören? Brigitte Quint über eine Frage, die polarisiert.

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Die Jugend macht Party, und die Polizei löst sie auf – die Causa Karlsplatz ist eines der Aufregerthemen dieser Tage. Die einen sagen, die Jungen können sich nicht zusammenreißen. Die anderen, dass die Polizei die Feiermeute zu Unrecht gepiesackt hat.

Es scheint mir so, als wäre eine sich betrinkende Jugend ein völlig neues Phänomen. Dasselbe gilt für Polizisten, die dazwischengehen, wenn die Lage ausufert. Ist das nicht Teil ihres Jobs? Ein junger Mensch dagegen hat das Bedürfnis, sich auszutesten, auch seine Grenzen – um mit Gleichgesinnten den Rest der Bevölkerung aufzumischen. Wenn es nicht die Jugend schafft, die Welt der Erwachsenen zu verstören, wer denn dann?

Als Studentin bin ich einmal ziemlich angeschickert vom Augustiner-Keller, einem Münchner Biergarten, heimgeradelt. Und ungefähr auf Höhe der BMW-Zentrale habe ich dann fast zwei Polizisten über den Haufen gefahren. Die hielten mich an und wollten meine Personalien aufnehmen. Anstatt zu gehorchen, pöbelte ich herum. Ich fragte, ob der gemeine bayerische Polizist nichts Besseres zu tun habe, als wehrlose Frauen auf dem Radl zu drangsalieren. Ich bekam eine Geldstrafe aufgebrummt. 50 Euro. Wegen Beamtenbeleidigung.

Wenn ich mit Freunden aus Studententagen über alte Zeiten spreche, dann reden wir nie über die Lernerei, Vorlesungen oder gar das Examen. Viel lieber erinnern wir uns an die Exzesse in Augustiner-Keller und Co. und die Albernheiten drumherum. Wir waren Kindsköpfe. Lustige Kindsköpfe.

Dass meine aufmüpfige Art den beiden Polizisten auf den Zeiger ging, verstehe ich. Aus heutiger Sicht. Ich war jung, habe meine Grenzen ausgetestet – und die Polizei bot mir Einhalt. Auf dem Karlsplatz ist genau dasselbe geschehen. Das ist doch kein Grund, sich aufzuregen.

Lesen Sie auch die Quint-Essenz "Generationenkonflikt: Ruf mich NICHT an!" oder "Die armselige Tante".

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