Generationenkonflikt: Ruf mich NICHT an!
Einige Digital Natives haben Kolumnistin Brigitte Quint in die neue Welt der Kommunikation eingeführt. Die Autorin erfährt: Jemanden anrufen ist völlig überholt. Die Quint-Essenz: Wer heute noch telefoniert, ist definitv von vorgestern.
Einige Digital Natives haben Kolumnistin Brigitte Quint in die neue Welt der Kommunikation eingeführt. Die Autorin erfährt: Jemanden anrufen ist völlig überholt. Die Quint-Essenz: Wer heute noch telefoniert, ist definitv von vorgestern.
Eine Begegnung mit der Generation Y. Ich werde darüber aufgeklärt, wie man heutzutage nicht kommuniziert. Ich erfahre, dass telefonieren out ist. Vollkommen überholt. Für die Kontaktaufnahme nütze man Messenger-Dienste, E-Mails, im schlimmsten Falle Sprachnachrichten. Aber anrufen, das ginge gar nicht. Ich zähle der Reihe nach auf, warum ich es trotzdem für nötig erachte, ab und zu das persönliche Gespräch zu suchen. Die Antwort der Digital Natives: „Alles, was du jetzt gesagt hast, kann man auch schreiben.“
Es war ihr Blick, der mich erschaudern ließ. Mitleidig, gnädig, wissend. Mit einem Hauch Überlegenheit. Auf die Art schaue ich ältere Damen an, die jede Woche zum Waschen und Legen beim Friseur sitzen. Oder Personen, die ihr Geld am Schalter abheben, weil sie Bankomaten misstrauen. Oder Menschen ohne Handy, die nur via Festnetzanschluss erreichbar sind.
Meine Erkenntnisse aus der Welt der Jugend erzählte ich letztens einer Freundin. Einer aus meinem Jahrgang. Am Telefon. Die hatte aber andere Sorgen. Oder dieselben. Wie man´s nimmt. Im Flüsterton berichtete sie, dass sie wegen Gelenkschmerzen beim Arzt gewesen war. Der wiederum meinte, ihre Beschwerden wären erste Anzeichen für die Wechseljahre. Der Schock ob dieser Nachricht sitzt mir heute noch in den Knochen.
Vor dieser Diagnose ist keine Frau gefeit. Auch nicht die aus der Generation Y. Die werden sich dann gegenseitig mittels Messenger-Dienst darüber hinwegtrösten. Aber sie haben Recht: Dazu gibt es nichts, wirklich nichts zu sagen, was man nicht auch schreiben könnte. Hauptsache man schafft es, das Unaussprechliche in Worte zu fassen.
Lesen Sie auch die Quint-Essenz "Scheintote Drückeberger" oder "Arbeit, Jugend, Alter".
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