Wenn Brüche heilen

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Über das Ende einer Freundschaft - und ihren neuen Anfang.

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Über das Ende einer Freundschaft - und ihren neuen Anfang.

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Das letzte Telefonat. 2012. Mona in Hamburg, ich in Wien. Wir sind beide gestresst, keine hat einen Nerv für die Belange der anderen. Ein Missverständnis, Kränkung. Wut, ein deplatzierter Satz, eine vernichtende Entgegnung. Das Ende einer Freundschaft.

Mona war nie Teil meiner Hamburger Clique gewesen. Sie hatte ich in einem anderen Kontext kennengelernt. Mona war älter, konservativer, häuslicher, vollkommen unpolitisch – und sehr fürsorglich. Während ich die Fantastin mimte, sorgte sie für Bodenständigkeit.

Nach dem Telefonat gebe ich ihr die Schuld für den Bruch, blende meinen Anteil aus. Anfangs setzt mir das Zerwürfnis zu. Doch das Leben geht weiter. Der Gedanke an Mona fühlt sich an wie eine Erinnerung an einen Teil meines Lebens, der vorüber ist.

Dann kommt die Pandemie. Der Krieg. Die Zeitenwende. Mona schleicht sich wieder in meine Gedanken. Wie wird es ihr ergehen? Was, wenn ihr etwas zustöße – ich würde es nie erfahren. Mein Groll ist verschwunden. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass Mona nichts mehr von mir wissen will.

Ich besuche Freunde in Hamburg. Ich stehe früh auf, gehe allein durch die Straßen. Monas Wohnung. Die Vorhänge sind geschlossen. Ich klingle. Niemand öffnet. Ich google ihren Namen, lande auf der Homepage ihrer Firma, rufe an. Die Assistentin will mich nicht direkt mit der Chefin verbinden, notiert meine Nummer.

Keine drei Minuten später ruft Mona zurück. Sie ist euphorisch, herzlich, will mich sofort treffen. Wir fallen uns in die Arme. Dann sitzen wir, reden, reden, reden. „Danke, dass du den ersten Schritt getan hast“, sagt sie leise. Auch ich bin dankbar. Denn Mona ist zurückgekehrt in mein Leben.

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