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Salz und Zllcker

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Eigentlich bin ich schon ziemlich perfekt als Hausmann. Drei-Minuten-Eier kochen kann ich schon, ohne daß sie aufspringen. Teekochenkann ichauch. Und beim Geschirrabwaschen bin ich nicht zu schlagen. Nur eines bereitet mir noch unüberwindbare Schwierigkeiten: die Unterscheidtingvon Salz und Zucker.

Immer passiert es mir, daß ich den Tee salze und das Frühstücksei zuckere.Was soll ich tun? Wie läßt sich das verhindern, wo sich doch Salz und Zucker gemeinerweise nur im Geschmack, aber nicht in der Farhe unterscheiden? Alles Mögliche hab ich schon probiert.

Zuerst versuchte ich es mit feinsäuberlichen Beschriftungen, aber mit der Zeit sind diese verblichen, und das Schlamassel begann von vorne. Dann steckte ich in die Zukkerschütte einen Zettel mit der Aufschrift: Zucker von glücklichen Rüben und in die Salzschütte einen Zettel auf dem stand; Salz von fleißigen Z'o/ergen. Aber in der Eile half auch das nichts, und ich versalzte und verzuckerte nach wie vor.

Einmal mischte ich färbige Glaskugeln in den Zucker, um ihn dadurch

dadurch vom Salz zu unterscheiden. Aber seit ich mit dieser Methode schon drei solche Kugeln via Tee verschluckt habe, bin ich auch davon wieder abgekommen.

Eine gute Freundin riet mir einmal, doch Zucker und Salz in ihren jeweiligen Verpackungen zu belassen und damit eine Verwechslung weitgehend auszuschließen. Doch auch das wollte ich nicht, wo ich doch so schöne und vor allem teure Schütten habe. Was soll ich dort hineingeben, wenn nicht Salz und Zucker?

Seit kurzem probiere ich es mit einem behutsamen Vorkosten. Das funktioniert zwar ganz gut, verdirbt mir aber regelmäßig den Appetit, da ich entweder zuviel oder das Falsche erwische. Uns Hausmännern fehlt halt das Fingerspitzengefühl erfahrener Hausfrau???? en.

Irgendwieversucheichjetztschon sogar, philosophisch das Problem zu bewältigen.- Es muß doch etwas dahinterstecken, daß sich die Ge- · gensätze süß und sauer so ähnlich

schauen. Ist das nur eine Laune der Natur oder vielleicht sogar ausgekochte Bosheit? Mir kommt's manchmal so vor. Oder ist es einfach die Logik der Gesundheit, die ja ohnehin alles Süße und alles Salzige verbietet? Aber was an Genießbarem bleibt dann noch übrig? Warum ist Salz nicht schwarz und Zucker weiß? Wie einfach wäre dann alles? Die Natur ist ziemlich unpraktisch.

Na gut, ich kann nichts ändern, aber eines weiß ich, wenn alles so kompliziert wäre wie die UntC.rscheidung von Salz und Zucker, ich wäre schon verzweifelt an meinem Hausmanndasein.

Wie gut, daß das Wasser naß und das Waschpulver trocken ist. Wie gut, daß es im Kühlschrank kalt und am Herd heiß ist. Und wie gut, daß die Katze die Mäuse und der Hund die Wurst frißt. Das ist noch eine Ordnung, die einem Hausmann das Leben erleichtert. Aber Salz und Zucker, die sind zum Verzweifeln.

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