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Selbstjustiz auf weiblich

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Filme, die Selbstjustiz demonstrieren und meist verherrlichen, sind zu einer bedenklichen Mode geworden. Man registriert sie schon als eigenes Genre, zu dem die Amerikaner bisher die meisten Beiträge geliefert haben, so auch den Klassiker „Ein Mann sieht rot“, in dem Charles Bron-son den Mord an seiner Frau mit einer ganzen Serie von Tötungen Verdächtiger quittierte.

Es verwundert nicht, wenn sich nun ein anderer Film schon mit dem Titel „Eine Frau sieht rot“ an diesen Kassenschlager anlehnt. Besagte Frau ist „das heißeste Modell in der Branche“, das für Lippenstiftreklame posiert. Eines Tages wird sie vom Musiklehrer ihrer jüngeren Schwester brutal vergewaltigt. Die Anklage gegen den Täter endet dank geschickter Taktik seines Verteidigers mit einem Freispruch. Kurz darauf vergeht sich der Unhold auch an dem dreizehnjährigen Mädchen, worauf ihn die ältere Schwester, die auf Grund ihrer leidvollen Erfahrung kein Vertrauen mehr in die Justiz setzt, in einem wahren Blutrausch auf offener Straße erschießt. Die gleiche Juristin, die in ihrem Prozeß die Anklage vertreten hat, fungiert nun als ihre Verteidigerin und erreicht gleichfalls einen Freispruch.

Filme, die sich mit dem Thema Selbstjustiz befassen, folgen sicher nicht nur dem Verlangen des Kinobesuchers nach einer reißerischen Handlung, sondern wohl auch dem Bedürfnis nach einem „starken Mann“, der in einer Periode des Anwachsens der Kriminalität und angesichts mangelnder Erfolge von Polizei und Justiz in der Verbrechensbekämpfung „law and order“ durchsetzt. Der vorliegende Film spult seine Handlung recht linear ab, vernachlässigt psychologische Motivationen und macht es sich mit seiner „Lösung“ unverantwortlich leicht. Statt rational zu argumentieren, heizt er Emotionen an. Formal zeigt der Film die glatte Oberfläche geschickter Konfektion. In den Hauptrollen sind neben der ausgezeichneten Anne Bancroft zwei Enkelinnen von Ernest Hemingway eingesetzt, die schauspielerisch unfertig wirken.

Noch weniger Freude kann man allerdings mit dem jüngsten Film von Richard Lester, „Robin und Marian“, haben. Der Engländer, der sich als Schöpfer bissiger Zeitsatiren und absurder Komödieninternationales

Renommee erwarb, hat es sich in letzter Zeit mit Kostümfilmen recht leicht gemacht. Hier entwickelt er eine freie Historie um den mittelalterlichen Volkshelden Robin Hood, den er schließlich zusammen mit seiner Freundin, einer Exäbtissin, einen romantischen Doppelselbstmord durch Gift sterben läßt. Die Ansätze zu einer ironischen Entmythologisie-rung von Geschichte und Legende gehen in Kitsch und Blutrünstigkeit unter. Obendrein hätte man Audry Hepburn für ihr Comeback ein besseres Drehbuch gewünscht. Als ihr Partner präsentiert sich der reichlich gealterte Sean Connery.

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