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Sonnenenergie made in Austria

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Ein halbes Jahr nach der Volksab-stimmung iiber das Schicksal des Kernkraftwerkes in Zwentendorf hat ein im Oktober des Vorjahres ge-griindetes „Komitee Sonnenenergie fiir Osterreich“ den Monat Mai als „Sonnenmonat“ ausgerufen. Die osterreichischen Firmen, die sich an diesem Komitee beteiligen, erhoffen sich dadurch langfristig eine Um-satzsteigerung beim Verkauf ihrer spezifischen, auf Sonnenkraft ausge-richteten Produkte.

Die Vereinigung fuhrt derzeit In-formationsabende und Busreisen in ganz Osterreich durch, welche so-wohl dem Fachmann wie auch dem interessierten Laien ermoglichen sollen, die praktischen Anwendungsbe-reiche von Sonnenkollektoren, Schwimmbeckenheizungen aber auch sonstige alternative Energie-formen wie Windrader und soge-nannte Totem-Energiespeicher ken-nenzulernen.

Von den neun sich an den Komitee beteiligenden Firmen sind die drei groBten der Kunststoffbetrieb P. Hinteregger, die ELIN-Union sowie die Vereinigten Metallwerke Ransho-fen-Berndorf AG, die sich auch mit der Produktion von Sonnenkollektoren befafit. Die weiteren sechs betei-ligten Firmen sind die „MEA Ma-schinen und Energieanlagen GmbH“, die Maschinenfabrik „Ochsner und Sohn“, die Firma „SEA“, die „Polisolar Osterreich-Hochleutner GmbH“, die Traisener „SOLKAV“ sowie die „Emst Vogel Pumpen“.

Osterreichische Firmen, die mit dem Verkauf beziehungsweise mit dem Vertrieb von Solaranlagen ver-traut sind, miissen auf Grund der vor-laufig geringeren Nachfrage des Endverbrauchers nach derartigen Geraten in anderen Wirtschaftsspar-ten ihre Hauptgeschafte suchen. Vom Verkauf von Sonnenkollektoren allein kann man in Osterreich derzeit noch nicht leben.

Man hofft jedoch, in einigen Jahren groBere Geschafte mit der Sonnenenergie machen zu konnen. Georg Turnheim, von Ranshofen und gleichzeitig auch Vorsitzender des Komitees, ist uberzeugt, daB lanfri-stig doch Erfolge auf dem Sonnenen-ergiesektor zu verzeichnen sein werden: „Es besteht heute erst ein In-formationsbedarf seitens des Kon-sumenten, der Kaufbedarf wird erst zu einem viel spateren Zeitpunkt fol-gen“. In den USA gebe es bereits -im Gegensatz zu Osterreich - wirtschaft-lich gut laufende Betriebe, die nur mehr Sonnenanlagen in ihrem Ver-kaufs- und Herstellungsprogramm haben und nicht mehr auf einen finanziell ertragreichen Nebenerwerb angewiesen sind.

Trotzdem werden viele offentliche Einrichtungen in Osterreich bereits mit Sonnenenergie versorgt. Darun-ter befinden sich einige Schwimm-bader der Stadt Wien; Sonnenkollektoren sind in Wien etwa auf den Da-chern des Hauses der Austria-Pres-se-Agentur sowie auf dem ELIN-Hochaus zu finden. Der groBte Son-nenkollektor Europas wird in dieser Woche im Wiener Hietzinger Bad in Betrieb genommen. Er hat eine Sammelflache von 820 Quadratme-tern.

Eine Ungerechtigkeit im Steuer-wesen benachteiligt jene, die sich fur Sonnenkollektoren interessieren und sich eine derartige Anlage an-schaffen wollen: Wahrend fiir den konventionellen Strom- und Gasver-brauch der begiinstigte Mehrwert-steuersatz von acht Prozent verrech-net wird, sind Sonnenkollektoren im Ankauf nicht steuerbegunstigt. Fur sie werden die normalen 18 Prozent Mehrwertsteuer verrechnet. In anderen Landem gibt es bereits eindeu-tige gesetzliche Bevorzugungen al-ternativer Energiearten. In Kalifor-nien gibt es beispielsweise ein Ge-setz, wonach Schwimmbader nicht mit konventionellen Energietragern (Gas, 01) beheizt werden diirfen, die Anwendung der Sonnenenergie ist vielmehr vorgeschrieben.

Im Energiebericht der Bundesre-gierung wird erwahnt, daB taglich unabhangig von der Wetterlage, 140 Watt Sonnenenergie auf osterreichi-schem Boden pro Quadratmeter fallen. Osterreich gehort iibrigens bereits heute in Europa zu jenen Landern, in denen es in Relation zur Bevolkerung die meisten Sonnenkollektoren gibt.

In den Wiener OMV-Raumen fand vergangene Woche auch eine vom Bundesministerium fur Wissenschaft und Forschung veranstaltete Tagung zum Thema Sonnenenergie statt, an der iiber 300 Interessenten aus Forschungs- und Wirtschafts-kreisen teilnahmen.

Nachwehen der Volksabstim-mung: Ebenfalls dieser Tage wird die Liquidierung der Kernkraftwerks-planungsgesellschaft - eine Tochter-firma der „Gemeinschaftskraftwerk Tullnerfeld“ (GKT) - in die Wege ge-leitet. Die Ktindigung der Mitarbeiter wurde bereits zum Teil durchgefuhrt.

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