7037804-1990_04_07.jpg
Digital In Arbeit

„Sophie Mama liebhaben"

Werbung
Werbung
Werbung

Es beginnt geradezu trivial: Eine alleinstehende junge Frau - nennen wir sie Gabi -, von Beruf Manne­quin, wird schwanger. Da der Va­ter des Kindes verheiratet ist, stellt sich die Frage, was geschehen soll. Gabi will das Kind nicht. Sie läßt sich in einer der bekannten Abtrei­bungskliniken einen Termin geben.

Am Vorabend geht sie zu einer Freundin - sie soll Martina heißen -und die beiden Frauen kommen ins Plaudern. Martina beginnt, von ihren Kindern zu sprechen, sie kramt alte Fotos hervor und er­zählt die eine und andere Geschich­te. Mitternacht ist längst vorbei...

In der Mittagszeit treffen sie sich noch einmal in einem Cafe. Und dort sagt Martina, die selbst allein lebt: „Ich kann'smir eigentlich nicht leisten - aber ich nehme das Kind, wenn Du es wirklich nicht willst." Die andere schaut sie an und sagt unsicher: „Ich werd's mir überle­gen".

Der Termin verstreicht - und am nächsten Tag geht Gabi einkaufen. Mit Babysachen kommt sie zurück. Heute ist Sophie - so heißt das klei­ne Mädchen, das inzwischen zur Welt gekommen ist - schon fast zwei Jahre.

Inzwischen ist Gabi wieder schwanger geworden. Daher wie­der der Gedanke, das Kind „weg­machen" zu lassen. Aber dann ent­scheidet sie sich doch auch für die­ses Kind, allein und ohne Hilfe. Oder doch nicht ganz, denn dies­mal ist es die kleine Sophie, die ihr hilft: „Sophie Mama lieb haben", kann sie schon sagen und sagt es auch. Und außerdem: „Es waren die strahlenden Augen meiner Sophie, die mich zurückgehalten haben, und der Gedanke, was du sagen wirst...", erzählt sie Martina über ihre inneren Kämpfe...

Nicht ein Engel hat Gabi die Botschaft ihres Gewissens vermit­telt, sie hat sie aus dem Mund ihrer zweijährigen Tochter gehört, in ihren Augen gelesen, in ihrem mütterlichen Herzen vorgefunden. Daß sie richtig verstanden hat, bestätigte ihr die Freundin - und auch das war notwendig. Aus dem Horchen auf das Gewissen ist der Gehorsam geworden, und der Ge­horsam war das Leben eines Kin­des.

Wenn man der Formulierung des Konzils folgt, besteht in diesem Gehorsam die eigentliche Würde der Gabi N.

Ein unbekannntes Wunder der Gnade im vergangen Jahr 1989!

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung