7123029-1996_44_22.jpg
Digital In Arbeit

Mit dem Rohr gegen die Rübe

Werbung
Werbung
Werbung

Der Inländerrum genießt unter den österreichischen Nahrungsmitteln - neben der Mozartkugel - mit weitem Abstand den höchsten Bekanntheitsgrad in Europa. Von den jährlich 35 Millionen Litern in Österreich hergestellten Spirituosen hat der Inländerrum mit 7,5 Millionen Litern den größten Anteil. Doch gerade diesem Renner drohte Gefahr: Laut EU-Richtlinien darf nur als „Rum” bezeichnet werden, was aus Zuckerrohr hergestellt wird. Die Basis für den Inländerrum ist aber die Zuckerrübe - bekanntlich gibt es kein Zuckerrohr in Österreich.

Um die traditionsreiche und überaus erfolgreiche Marke nicht zu gefährden, verzichteten zunächst einige Hersteller auf die Rezeicnung „Rum” und begnügten sich mit dem Namen „Inländer”. Doch die Bezeichnung „Inländerrum” bleibt nun doch erhalten: Zukünftig wird das Getränk auf der Basis von Zuckerrohrbrand hergestellt. Zuckerrohr wird als Rohstoff importiert, die Herstellung des Alkohols und die weitere Verarbeitung erfolgt in Österreich - nach dem traditionellen, heimischen Verfahren. Daß die neue Basis Zuckerrohr eine Qualitätsverbesserung beim Inländerrum bewirkt, ist die gute Seite an der Sache.

Derzeit befindet sich der heimische Spirituosenmarkt in heller Aufregung: „Die globalen Veränderungen sind ähnlich weitreichend wie jene beim Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft”, sagte Gottfried Fiatscher, Obmann des Verbandes der Spirituosenindustrie, bei einer Pressekonferenz in Wien. Nach dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union habe sich eine große Zahl neuer Mitbewerber auf den heimischen Markt gedrängt und diesen unter erheblichen Preisdruck gebracht. Gleichzeitig rolle eine gewaltige Welle von Fusionen und Übernähmen auf uns zu, die zu einer massiven Konzentration geführt hat.

Britische Großkonzerne wie United Distillers Group, Seagram oder Hiram Walker beherrschen mit Europaumsätzen von jeweils über vierzig Milliarden Schilling den europäischen Spirituosenmarkt, erklärt Fiatscher. Demgegenüber sind die vier Milliarden Jahresumsatz der gesamten österreichischen Spirituosenwirtschaft bescheiden: Neben rund 20.000 aktiven, als Nebenerwerb betriebenen bäuerlichen Kleinbrennereien, beschäftigen sich etwa 80 heimische Betriebe mit der Herstellung, dem Vertrieb sowie Import und Export alkoholischer Getränke.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung