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Sternstunde

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(Schauspielhaus, Wien; „Piaf" von Pam Gems) Die Kritiker konnten nur in den Premierenjubel einstimmen. Gemeinsam hatte man eine Sternstunde erlebt: Maria Bill, von der man wußte, daß sie sehr, sehr gut ist, wurde in dieser Nacht am Theaterhimmel zum Stern der Größenordnung minus 1,4.

Das Stück: Ein Bilderbogen über das oft ausgeschlachtete, verkitschte Leben der Edith Piaf. Der Aufstieg, die Lieben, die Unfälle, die Süchte, die Zusammenbrüche. Ein Vorwand, eine neue Interpretin die Lieder der Piaf singen zu lassen.

Das Publikum hat die Stimme der Piaf im Ohr. Also ein Himmelfahrtskommando für eine Schauspielerin? Ich hoffte auf einen nur mäßig peinlichen Abend.

Dann aber sang die Bill so, daß sich niemand an den Plattenspieler sehnte. Da war plötzlich die Spontaneität, die Gegenwärtigkeit einer neuen Interpretation und einer großen Identifikation.

Und das im schönsten, akzentfreien Französisch!

Aus den trivialen Dialogen aber wurde erschütterndes Leben. (Regie: Michael A. Schottenberg) Egal, ob die Piaf so oder etwas anders war, was ihr widerfuhr, was sie auslebte, wurde mit jener Intensität nachgelebt, die die Grenzen zwischen Spiel und „Wirklichkeit" verschwimmen läßt.

Maria Bill ist nun für eine Fülle neuer, schwieriger Aufgaben qualifiziert. Auch als Polly in der „Dreigroschenoper" möchte ich sie sehr gerne hören. Hoffentlich widersteht sie den Abwerbern, denn wenn sich die nun nicht in Massen einstellen, verstehe ich die Welt nicht mehr.

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